Fessenheim-Aus doch schon 2016?
6. März 2016Nach neuer Kritik aus Deutschland hat die französische Ministerin Emmanuelle Cosse bekräftigt, dass das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim noch in diesem Jahr geschlossen werde. Präsident François Hollande habe ihr wiederholt gesagt, dass der Zeitplan die Schließung von Fessenheim Ende 2016 vorsehe, sagte Emmanuelle Cosse vor Journalisten. "Das ist das Datum", so die für den Wohnungsbau zuständige Ressortchefin, die bis Februar Generalsekretärin der französischen Grünen (EELV) war.
Noch im September 2015 hatte Hollande eine Abschaltung von Fessenheim dieses Jahr ausgeschlossen. Er begründete dies mit Verzögerungen beim Bau eines Reaktors der neuen Generation in Flamanville, der erst 2018 in Betrieb gehen soll.
"Schrottreaktor" in Grenznähe?
Das elsässische AKW, das nur einen Kilometer westlich der Grenze zum Bundesland Baden-Württemberg liegt, war am Freitag erneut in die Schlagzeilen geraten, als deutsche Medien über einen gravierenden Störfall im April 2014 berichteten. Demnach waren damals die Steuerstäbe zum Abschalten des Reaktors nach einer Überflutung in Block 1 nicht mehr manövrierfähig, so dass der Block durch die Einleitung von Bor ins Kühlsystem abgeschaltet werden musste. Dies ist ein äußerst seltenes Vorgehen. Der staatliche Stromkonzern EDF, der das Atomkraftwerk betreibt, hatte den Vorfall zunächst heruntergespielt.
Laut französischer Atomaufsichtsbehörde ASN ist der Zustand des Kraftwerks Fessenheim "insgesamt zufriedenstellend". Zu seiner Schließung gebe es aus sicherheitsgründen "keinen Grund", doch könnte die Energiepolitik der Regierung in Paris zu einer "unterschiedlichen Entscheidung" führen, erklärte die ASN. Frankreich will bis 2025 seine Abhängigkeit von der Atomkraft von derzeit 75 auf 50 Prozent reduzieren und 24 alte Reaktoren abschalten.
Umweltschützer beiderseits des Rheins fordern seit langem die Schließung von Fessenheim, das seit 1977 in Betrieb und damit das älteste Atomkraftwerk Frankreichs ist. Nach dem jüngsten Vorfall hatten Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und andere deutsche Politiker abermals gefordert, Fessenheim unverzüglich vom Netz zu nehmen.
wa/kle (afp, dpa)