Festkonzert eröffnet Beethoven-Jubiläumsjahr
17. Dezember 2019"Surprise-Surprise!" - das Beethoven-Jubiläumsjahr wird in der Bonner Oper mit einem Festakt feierlich eröffnet, und wer erscheint als Erster? Der renommierte Jazzmusiker und Begründer des Jazzfestes Bonn Peter Materna mit seinem Saxophon.
Mit einer Improvisation gab der Musiker den Grundton der gesamten Veranstaltung, ja womöglich des ganzen Beethoven-Jahres vor: Es geht nicht darum, sich beim Klang der Beethoven-Hits zurückzulehnen, vielmehr geht es um eine Neu-Entdeckung des großen Sohns der Stadt am Rhein als unseren Zeitgenossen, als unbequemen Mitmenschen, als radikalen Erneuerer der Kunst, der auch heute reizt und spaltet.
Zur Auseinandersetzung mit Beethoven als Visionär und überzeugtem Europäer rief auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters in ihrer Festrede auf: "Beethoven war schon zu Lebzeiten eine Legende: Ein Künstler, der mit seiner Radikalität, gegen Takt und Konvention komponierend, Grenzen sprengte und damit ein breites Publikum begeisterte. Bis heute berührt, bewegt, begeistert und verbindet seine Musik Menschen aller Länder und Kontinente. Er war einer der ersten weltweit verehrten Mega-Stars - das hilft, ihn gedanklich in die heutige Zeit zu holen. Beethovens Resonanz in unserer Gegenwart nachzuspüren, darum soll es im bevorstehenden Beethoven-Jubiläumsjahr gehen."
"O Freunde, nicht diese Töne!": ein Drama im Konzertsaal
"Ich wollte ein Drama im Konzertsaal veranstalten", so beschreibt Paul Griffith, der unter anderem für "The New York Times" als Musikkritiker tätig war, sein Credo. Eigens für den Festakt in Bonn konzipierte der Brite das Werk "O Freunde, nicht diese Töne!" - eine Collage aus Beethovens weniger populären Werken. Die "Kantate auf die Erhebung Leopolds II. zur Kaiserwürde" kommt vor, genau so wie Elemente aus "Die Ruinen von Athen" und "Christus am Ölberge". Die ineinander harmonisch fließenden Musikfragmente sind mit Sprechertext verbunden. Mit originalen und fiktiven Zitaten zeigt uns Paul Griffith Beethovens inneren Konflikt: auf der einen Seite die Abhängigkeit vom Wiener Adel, auf der anderen Beethovens Bestreben nach der absoluten Freiheit. Wer war er, Ludwig van Beethoven? "Ein Mensch, der von 1770 bis 1827 gelebt hat, aber darüber hinaus: eine anhaltende Kraft", so Paul Griffith.
Im Spiegel Beethovens Musik
Mit der "Fantasie für Klavier, Chor und Orchester", gespielt von Olivia Trummer, und der "Chorfantasie" Opus 80 von Ludwig van Beethoven klang der Musikabend fulminant aus: Der junge Jazz des 21. Jahrhunderts traf auf eines der radikalsten Werke des "Geburtstagskindes". Dirk Kaftan, Chefdirigent des Beethoven Orchesters Bonn, der sich an diesem Abend selbst übertraf, ergriff das Wort. "Ich werde oft gefragt, wer war dieser Beethoven?", so Maestro Kaftan. "Ich muss gestehen: Er ist manchmal nicht da, er versteckt sich manchmal hinter einem riesigen Berg aus zerknülltem Papier. Auf diesem Papier stehen Striche und Punkte, hingeschmiert mit einer Sauklaue. Und im besten Fall entsteht daraus Musik. Und diese Musik wirkt wie ein Spiegel - ganz egal, ob es uns gefällt oder nicht." Beethoven öffnet die Herzen und rüttelt die Geister auf - mit der "soft power" seiner Musik, er spaltet und berührt, er gibt nicht nach, und "das ist die Einstellung, mit der Beethoven uns in die Welt schickt, und nicht mit ideologischen, schnellen Wahrheiten", so Kaftan.
Der Festakt in Bonn war der symbolische Startschuss für das Jubiläumsjahr, das in den nächsten 12 Monaten die ganze Welt ins Beethoven-Fieber versetzt. Bonn steht hierbei würdig im Mittelpunkt - mit über tausend Veranstaltungen in der Stadt und der Region, dem neu gestalteten Beethovenhaus und dem zentralen Projekt des Jahres - der Ausstellung "Beethoven - Welt.Bürger.Musik" in der Bundeskunsthalle Bonn.
Über alle Ereignisse des Jubiläumsjahres wird die Deutsche Welle aktuell online und im Fernsehen in der Sendung "Arts and Culture" sowie über die sozialen Netzwerke Twitter und Facebook berichten. Zwei Thementage am 17. Dezember 2019und 2020 werden sich rund um die Uhr mit Beethoven beschäftigen. Und gerade ist auf Englisch ein neuer YouTube-Kanal "DW Classical Music" gestartet, der Konzertaufnahmen, Dokumentationen und Interviews der Deutschen Welle zeigt.