Fidel Castro spottet über Obama
29. März 2016Kuba und die USA sind dabei ihre alte Feindschaft zu begraben. Gerade mal eine Woche ist vergangen, seit US-Präsident Barack Obama Kuba besucht hat, da meldet sich im sozialistischen Havanna ein alter Kritiker zu Wort. Der frühere Staatschef und Revolutionsführer Fidel Castro macht deutlich, was er vom einstigen Erzfeind USA hält. Kuba brauche "keine Geschenke" der USA, schrieb der 89-jährige Bruder von Präsident Raúl Castro in einem Brief mit dem Titel "Der Bruder Obama", der in der Parteizeitung "Granma" veröffentlicht wurde.
"Dank der Anstrengungen und der Intelligenz unseres Volkes sind wir fähig, Lebensmittel und die materiellen Reichtümer zu produzieren, die wir brauchen", schrieb der kubanische Revolutionsführer. "Wir haben keinen Bedarf, dass uns das Empire irgendwelche Geschenke macht." Viele Kubaner hätten beim Hören von Obamas Rede in Havanna riskiert, einen "Herzinfarkt" zu erleiden, spottete der ältere der Castro-Brüder.
Er rief eine lange Reihe von Konfliktpunkten zwischen Kuba und den USA in Erinnerung. Obamas Aufruf, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und gemeinsam in die Zukunft zu blicken, bezeichnete er mit Blick auf das immer noch bestehende US-Embargo gegen Kuba als "honigsüße Worte".
Der US-Präsident hatte die Kubaner bei seinem historischen Besuch in der vergangenen Woche in Havanna dazu aufgerufen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Kapitel der guten Nachbarschaft mit den USA zu eröffnen, und für Freiheit und Demokratie in dem Karibikstaat plädiert. Zugleich versicherte er aber, Kuba keinen Wandel aufzwingen zu wollen.
"Mein bescheidener Vorschlag ist, dass er nachdenkt und nicht versucht, Theorien über die kubanische Politik auszuarbeiten", schrieb Fidel Castro nun mit Blick auf Obama. Der Revolutionsführer hatte im Jahr 2006 die Macht an seinen jüngeren Bruder Raúl abgegeben. Seit Juli 2015 ist er nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten, doch veröffentlichen die staatlichen Medien regelmäßig Fotos von ihm bei Treffen mit Politikern befreundeter Länder. Fidels Worten wird in Kuba noch viel Gewicht beigemessen.
Washington hält den Ball flach
In den USA wurde Castros Kommentar gelassen aufgenommen. Dass er sich gezwungen sehe, dazu Stellung zu nehmen, zeige, was für erhebliche Auswirkungen der Besuch Obamas habe, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, in Washington.
Obamas Kubareise war der erste Besuch eines amtierenden US-Präsidenten seit knapp 90 Jahren in dem Karibikstaat gewesen. In Havanna kam er sowohl mit Staatschef Raúl Raul Castro als auch mit Dissidenten zusammen. Ein Treffen mit Fidel Castro gab es nicht.
Obamas Besuch diente dazu, die Annäherung der beiden Staaten zu festigen. Obama und Kubas jetziger Staatschef Raúl Castro hatten Ende 2014 eine historische Wende in den schwierigen Beziehungen beider Länder eingeleitet. Trotz der politischen Annäherung trennen die Regierungen in Washington und Havanna noch viele Streitpunkte. Die überraschende Ankündigung seines Bruders Raúl Ende 2014 zur Wiederaufnahme der Beziehungen mit den USA hat Fidel Castro nie öffentlich kritisiert. Doch äußerte er wiederholt sein Misstrauen gegenüber dem langjährigen Erzfeind.
qu/kle (afp, dpa, epd, rtr)