FIFA-Ermittler kontert Ethikbericht
13. November 2014Der vom Weltverband beauftragte Sonderermittler Michael Garcia will gegen den Abschlussbericht der FIFA-Ethikhüter zur Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 vorgehen. In einem Statement bemängelte der frühere FBI-Direktor mehreren Medien zufolge "zahlreiche unvollständige und fehlerhafte Darstellungen der Tatsachen und Schlussfolgerungen" und kündigte eine Berufung an. Zuvor hatte die rechtsprechende Kammer der FIFA-Ethikkommission unter Vorsitz des Deutschen Hans-Joachim Eckert einen 42-seitigen Bericht vorgelegt, in dem keine gravierenden Verstöße bei der WM-Vergabe an Russland und Katar festgestellt worden waren.
Eckert und seine Kollegen beriefen sich dabei auf die Ergebnisse der Ermittlungen ihres Kollegen Garcia. Die Rechtsexperten der FIFA stellten keine stichhaltigen Beweise für Korruption bei den WM-Vergaben an Russland und Katar fest. Auch gegen alle anderen ehemaligen Bewerberländer um die Turniere 2018 und 2022 sowie aktuelle oder ehemalige Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees werden demnach keine Sanktionen verhängt. Zwar habe man praktisch bei allen neun untersuchten Bewerbungen konkrete Verstöße und Verdachtsmomente festgestellt, keine Vergehen wurden aber als so gravierend eingestuft, dass sie den Ausgang der umstrittenen WM-Vergabe an Russland und vor allem Katar im Dezember 2010 entscheidend beeinflusst hätten. Einzig die Doppel-Bewerbung der Niederlande mit Belgien hatte sich laut Eckert gar nichts zuschulden kommen lassen.
Garcia jedoch ist mit dem Urteil nicht einverstanden und offenbarte mit seiner öffentlichen Reaktion einen drohenden Bruch in der FIFA-Ethikkommission, deren Untersuchungskammer er anführt. Zuletzt hatte es immer wieder Forderungen von Verbänden wie dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der englischen FA gegeben, auch Garcias Bericht zu veröffentlichen.
FIFA sperrt sich bei Garcia-Bericht
Dafür hatten sich unter anderem auch UEFA-Präsident Michel Platini, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und FIFA-Vizepräsident Prinz Ali bin al-Hussein von Jordanien dafür ausgesprochen. Niersbach reagierte entsprechend zurückhaltend auf die entlastenden Erkenntnisse der Ethikkommission der FIFA: "Wenn Herr Eckert zu dem Schluss kommt, dass es keine nachweisliche Beeinflussung der WM-Vergabe gegeben hat, dann steht weiterhin die mit 14:8 Stimmen getroffene Entscheidung des Exekutivkomitees für Katar", sagte er. Allerdings blieben "unabhängig von diesem Bericht" weiterhin "die offenen Fragen zum Klima, der Terminierung und den Arbeitsbedingungen in Katar", sagte er. Ungeachtet dieser Forderungen hatte FIFA-Präsident Joseph Blatter Ende September ungeachtet des weltweit enormen Interesses nach einer Sitzung des Exekutivkomitees eine Veröffentlichung des Garcia-Berichts abgelehnt.
"Den Untersuchungsbericht integral zu veröffentlichen, würde die FIFA-Ethikkomission sowie die FIFA insgesamt in eine äußerst schwierige rechtliche Situation bringen", sagte auch Eckert in einem Interview auf der Seite des Fußball-Weltverbandes. Er wies zudem auf weitere Schwierigkeiten hin: "Darüber hinaus müssen wir die Persönlichkeitsrechte der im Bericht genannten Personen wahren, was im Falle einer integralen Veröffentlichung des Untersuchungsberichts aller Voraussicht nach nicht gegeben wäre."
Stattdessen kündigte Eckert spätestens bis Mitte November seine Stellungnahme zu dem Bericht an. Diese würde, so Eckert, dann einen "Überblick über den Untersuchungsbericht sowie eine Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse, Folgerungen und Empfehlungen des Berichts beinhalten".
asz/ck (dpa)