FIFPro prangert Transfersystem an
16. Februar 2016Die Spielergewerkschaft FIFpro hat ein großes Ungleichgewicht am Transfersystem im internationalen Fußball angeprangert. "Das Transfersystem belohnt Spielerberater weit mehr als Fußball-Klubs, die Talente hervorbringen. Wie kann das richtig sein?", sagte FIFpro-Generalsekretär Theo van Seggelen. Er beruft sich auf Zahlen aus dem FIFA-Transferabgleichungssystem TMS. Demnach seien im vergangenen Jahr nur 20,7 Millionen Dollar (rund 18,5 Mio. Euro) an Kompensationszahlungen an auszubildende Vereine gezahlt worden, was gerade einmal 0,5 Prozent der gesamten Transferausgaben in Höhe von 4,2 Milliarden Dollar ausmacht. Dagegen wurden 228 Millionen Dollar (203,7 Mio. Euro) an Beraterhonoraren gezahlt, also gut das Zehnfache der Kompensationszahlungen.
2005 hatte die FIFA die Regelung eingeführt, wonach alle Klubs, die an der Ausbildung von Spielern beteiligt gewesen waren, mit insgesamt fünf Prozent an der Transfersumme partizipieren. Dadurch sollten die Klubs animiert werden, in ihre Jugendabteilungen und möglicherweise in Jugendinternate zu investieren. Laut FIFpro wüssten aber viele Vereine gar nicht, dass ihnen überhaupt eine Entschädigung zusteht. Auch hätten viele Vereine gar nicht die rechtlichen Mittel, ihre Ansprüche geltend zu machen.
Bestes Beispiel Rot-Weiss Essen
Wie lukrativ diese Regelung sein kann, zeigt das Beispiel Rot-Weiss Essen: Da Nationalspieler Mesut Özil von 2000 bis 2005 bei den Essenern in der Jugend spielte, floss bereits zweimal ein sechststelliger Betrag in die Vereinskasse. 2009 wechselte Özil für 15 Millionen Euro von Werder Bremen zu Real Madrid. RWE erhielt 255.000 Euro. Als Özil im Jahr 2013 für rund 50 Millionen Euro von Madrid zum FC Arsenal ging, spülte das noch einmal rund 800.000 Euro in die Vereinskasse des Viertligisten.
Die FIFPro hatte bereits im vergangenen Jahr gegen das internationale Transfersystem Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt. Die Gewerkschaft will mit ihrem Vorstoß die Abschaffung von Ablösezahlungen erzwingen. Nach Ansicht der Gewerkschaft, die eigenen Angaben zufolge 65.000 Profis vertritt, verstoßen die derzeit geltenden Transferregeln gegen das europäische Wettbewerbsrecht und bevorteilen die finanzstarken Klubs.
asz/jhr (dpa, sid)