Ralitza Petrova gewinnt Goldenen Leoparden
13. August 2016Die Freude bei Ralitza Petrova hätte kaum größer sein können: Direkt für ihren Erstling erhält sie die begehrte Trophäe. "Godless" erzählt die Geschichte von Altenpflegerin Gana, die ein trostloses Leben in einer entlegenen bulgarischen Stadt in Bulgarien fristet. Ihre Arbeit verrichtet sie mechanisch und ohne Mitgefühl - ihren demenzkranken Schützlingen stiehlt sie die Identitätskarten, die ihr Freund dann auf dem Schwarzmarkt verkauft. Erst als sie auf Chorleiter Yoan stößt und durch ihn die Liebe zur Musik entdeckt, verändert Gana ihr Leben.
Regisseurin Petrova beschreibt in ihrer düsteren Moralgeschichte ein Land, in dem auch dreißig Jahre nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes keine rosige Zukunft in Sicht ist. Das Leben dort, so die Regisseurin, sei für die meisten Menschen hart, Korruption allgegenwärtig und Hoffnung gebe es allenfalls dann, wenn alles verloren sei. Diese Hoffnungslosigkeit spiegelt sich in der Figur von Gana wider, für deren Darstellung Irena Ivanova den Preis als beste Schauspielerin erhält. Der Preis für den besten Darsteller geht ebenfalls an einen Osteuropäer: den Polen Andrzej Seweryn. In "The Last Family" spielt er einen Maler und Familienvater in Nöten.
Auch deutsche Produktionen geehrt
Auch deutsche Produzenten konnten sich über eine Auszeichung freuen: Mit dem Spezialpreis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurde die rumänisch-deutsche Koproduktion "Vernarbte Herzen" von Regisseur Radu Jude bedacht. Der Film - nach dem gleichnamigen autobiografischen Roman des Schriftstellers Max Blecher - erzählt in bedrückenden Bildern von einer Schicksalsgemeinschaft in einem Sanatorium.
Zwar galten die außerhalb der Konkurrenz auf der Piazza Grande gezeigten deutschen Filme "Paula" und "Vor der Morgenröte" als Favoriten für den Publikumspreis, die Auszeichnung ging dann aber doch an "Ich, Daniel Blake" des englischen Regisseurs Ken Loach.
Löwendompteur sucht Mister Universum
Lobende Erwähnung seitens der Jury und insgesamt drei Preise heimste der österreichische Film "Mister Universo" ein. Darin begibt sich ein junger Löwendompteur auf die Suche nach seinem Idol, einem ehemaligen Mister Universum. Den Leoparden für die beste Regie hat die Jury dem Portugiesen João Pedro Rodrigues für "O Ornitologo" zugesprochen.
Mit der feierlichen Preisverleihung geht das 69. Internationale Filmfestival von Locarno, eines der wichtigsten Filmfeste der Welt, zu Ende. Anfang des Monats konnte sich Mario Adorf bereits über den Ehrenleopard für sein Lebenswerk freuen. Der 86-jährige deutsche Schauspieler hat unter anderem mit berühmten Hollywood- Regisseuren wie Sam Peckinpah und Billy Wilder gearbeitet und in zahlreichen bekannten Filmen mitgewirkt.
ash/jj (dpa/imdb/pardolive.ch)