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Startup Weekend Köln

Miguel Zamorano27. Januar 2014

Junge Entrepreneure können an nur einem Wochenende ein Unternehmen gründen - und zwar beim zweiten Startup Weekend in Köln. Über 100 junge Nerds waren dabei und übten erfolgreich zu sein - oder zu scheitern.

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Startup Weekend Cologne Köln
Bild: Miguel Zamorano

Am Anfang einer Startup-Idee steht fast immer ein Problem - und eine Dosis kreatives Chaos. Beim Startup Weekend in Köln sieht das so aus: Zum Warmwerden werfen alle Teilnehmer ein paar Begriffe in den Raum, kleine Teams müssen dann in nur fünf Minute mit den Wörtern ein Geschäftsmodell vorstellen. Moderator Lasse Chor feuert die Anwesenden per Mikro an. Er hat bereits zehn ähnliche Veranstaltungen in Deutschland aufgezogen. Der Däne, 27 Jahre alt, weiß: Deutsche und Chaos, das verträgt sich nicht immer.

Kreatives Chaos ist aber Teil des Rezeptes eines Startup Weekends: In Köln wählen die Anwesenden - in ihrer Mehrheit vor allem Männer - die zwölf besten Ideen aus. Das Ziel: Gemeinsam in Teams entlang der Ideen ein Startup in nur drei Tagen aus dem Boden zu stampfen. Am Ende entscheidet eine Jury wem die beste Umsetzung gelungen ist. In Köln sind dazu am zurückliegenden Wochenende 100 Personen in den Räumen des Inkubators Startplatz zusammengekommen. Es ist das zweite Mal, dass die Domstadt das Startup Weeekend empfängt. Die Veranstaltung findet mittlerweile in über 100 Ländern statt. Die Arbeitssprache ist Englisch; Google und Coca Cola gehören zum Sponsorenteam.

Startup Weekend Cologne Köln Foto: DW/Zamorano
Mit ein paar Worten ein Geschäftsmodell vorstellen - die Aufwärmphase.Bild: Miguel Zamorano

Nur eine Minute Zeit

Nach der Aufwärmphase kommen die Leute richtig in Fahrt. Die Teilnehmer pitchen - also präsentieren - über 50 Ideen. Eine Minute haben sie dazu Zeit. Wie wäre es mit einer App, mit der man sich auf Veranstaltungen per Smartphone in die Diskussion einschalten kann? Die Idee findet schnell Anhänger und ihr Ziel wird bereits mit dem Namen der Gruppe umschrieben: MicKill. Nicht jedes Projekt, das die jungen Gründer vorstellen, beruht auf dem ersten Blick auf einer ernstzunehmenden Problem-Analyse. "Ich möchte mir einen richtigen Hipster-Bart wachsen lassen", sagt ein Holländer beim Pitch. "Doch ich schneide mir ihn immer ab. Ich möchte was entwickeln, was mich daran erinnert, mir den Bart wachsen zu lassen." Dass Publikum jubelt - ein kleine Gruppe wird über das Wochenende probieren, was man mit dieser Idee alles anstellen kann.

Ein Tag später, es ist Samstag, kehrt etwas Ruhe ein. Die Teilnehmer sitzen in ihren Räumen und besprechen ihr Geschäftsmodell, prüfen, ob es einen potenziellen Markt gibt und schauen, ob bereits Nutzer auf ihre Ideen anspringen. Dabei erhalten sie Unterstützung von Trainern, die Vorschläge zur Technik, rechtlichen Fragen und Businessplänen unterbreiten.

Startup Weekend Cologne Köln Foto: DW/Zamorano
Die Startup-Ideen werden notiert und zur Abstimmung gestellt.Bild: Miguel Zamorano

Mut ist auch: Segel streichen

Ein Coach berät das Team MicKill. "Brauchen wir überhaupt sowas?", fragt er. "Ich höre mittlerweile überall, dass man nicht noch mehr Apps auf seinem Smartphone haben möchte." Ein anderer Trainer wirft ein: "Veranstalter werden ständig darauf angesprochen, wie sie ihre Konferenzen optimieren können." Die Jungs von MicKill schauen danach etwas betrübt zu Boden. In einem anderen Raum wird bereits keine 24 Stunden nach Beginn des Startup Weekends die alles entscheidende Frage gestellt: Gibt es überhaupt einen Markt für unsere Idee? Das Team, das die Wartezeit bei Arztterminen reduzieren will, findet keine positive Antwort und gibt auf. Nacho Coloma, ein Google Development Experte und am Startup Weekend als Coach anwesend, ist bei diesem Moment dabei. Er berichtet später: "Das war mutig: Festzustellen, dass Deine Idee einfach nicht funktioniert und dann die Segel streichen."

Am Sonntagabend schließlich die Endrunde. Die Teams stellen ihre Ideen der fünfköpfigen Jury vor, in der Leute wie Investmentberater Robert C. Bush Jr. oder die Mentorin Paula Marttila sitzen. Die Teams haben vier Minuten Zeit und noch mal drei für Rückfragen aus der Jury.

Startup Weekend Cologne Köln Foto: DW/Zamorano
Teilnehmer diskutieren die PitchesBild: Miguel Zamorano

Ein Versprecher erzeugt Gelächter

Vor dem Publikum gelingt es nicht allen, die eigene Nervosität zu bändigen. So verheddert sich ein junger Entrepreneur bei der Vorstellung seiner möglichen Geschäftszahlen. Es geht um den Gewinn - statt 15 sagt er 50 Prozent. Die Jury muss nachfragen, im Raum ist Gelächter zu hören. Nacho Coloma sitzt in den hinteren Reihen und schüttelt den Kopf. "Ich habe den Jungs erklärt, dass sie die Zahlen mit in die Präsentation nehmen sollen", sagt er. "Investoren wollen vor allem Zahlen, Zahlen, Zahlen." Die Jury hakt daher nach: Schöne Sachen, die ihr hier vorstellt, aber wie wollt ihr damit Geld verdienen? Das kritische Feedback dient aber auch als Ansporn. Organisator Lasse Chor sagt dazu: "Viele Gründer finden hier Bestätigung und arbeiten daheim an ihren Ideen weiter."

Die härtesten Fragen kommen am Sonntagabend nicht von den Männern. "Habt ihr überhaupt Kinder?", fragt eine Jurorin bei einem Team, dass eine Online-Apotheke für Eltern von kranken Kindern aufziehen möchte. Im Publikum sagt Coloma: "Das wäre bei einem Pitch vor einem Venture-Capitalist nicht anders - die löchern dich mit solchen Fragen nur."

Kurz vor der Bekanntgabe des Siegers wirft Moderator Lasse Chor noch einmal den Satz von Randy Pausch an die Wand. An Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt, hielt der Informatik-Professor seine letzte Vorlesung und sagte dabei den Satz: "Experience is what you get when you didn't get what you wanted." (Erfahrung ist das, was Du erhältst, wenn Du nicht das bekommst, was Du wolltest.) Für viele Teams wird dieser Satz nun Realität.

Nicht für MicKill. Das siebenköpfige Team gewinnt den ersten Platz - und darf nun mit der Hilfe von Fachanwälten und Trainern weiter an ihrem Geschäftsmodell feilen.

Tim Hübner, der Autor der Idee, kann es nicht fassen, als er am Ende vorm Publikum zum Mikrofon greift und sich bei seinem Team bedankt. Er vermischt dabei Deutsch und Englisch: "I feel a little bit zittrig."