1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fisch ohne Ende?

Kathrin Erdmann16. Dezember 2008

In Brüssel verhandeln die EU-Fischereiminister über die Fangquote in der Nordsee und im Nordostatlantik. Um so manchen Fischbestand zu retten, müssen die Fangmengen gesenkt werden. Händler und Käufer sind verunsichert.

https://p.dw.com/p/GH7h
Ein Dorsch zappelt vor aufgehender Sonne in einem Netz (Quelle: AP)
Dorsche zählen zu den bedrohten Fischarten in der EUBild: AP

Sonntagmorgen auf dem Hamburger Fischmarkt. Nachtschwärmer, Touristen und Frühaufsteher drängeln sich durch die engen Gänge. Einige Händler schreien um die Wette. In den Auslagen liegen Schollen, Makrelen, Garnelen, Krabben, Dorsch, Aal - von Mangel keine Spur.

Ein Fischverkäufer steht auf dem Hamburger Fischmarkt in seinem Verkaufswagen, davor stehen Kunden (Quelle: dpa)
Fischverkäufer zwischen Verkaufsdruck und FangquotenBild: dpa

Gefährdete Fischarten gebe es nicht, meint ein Händler: "Ich kann Fisch auf dem ganzen Weltmarkt ohne Ende kaufen. Die Welt ist ja heute ein Dorf geworden. Das ist überhaupt kein Problem." Natürlich gebe es hier und da Orte, an denen der normale Fischer keine große Ausbeute mehr habe, aber: "Es gibt Fanggründe, auch in tieferen Tiefen, wo der Mensch noch gar nicht hingekommen ist, da ist Fisch ohne Ende." Und um seine Aussage zu unterstreichen, zeigt er auf seine volle Geschäftsauslage.

Fangquoten auf Null setzen

Am Stand daneben trinkt Günther Somann gerade eine Tasse Tee. Der 65-Jährige ist schon lange im Geschäft und kann Aussagen wie die seines Nachbarn nicht verstehen. Aus seiner Sicht können die EU-Fischereiminister in Brüssel nur eines beschließen: "Dass die Fangquoten für Dorsch und Heringe auf null gesetzt werden."

Genau das empfiehlt auch der Internationale Rat für Meeresforschung. Doch dieser Empfehlung wird die EU wohl nicht folgen, sagt die Hamburger Fischexpertin von Greenpeace, Iris Menn. Die EU werde vermutlich beschließen, dass 2009 noch 40 Prozent der ausgewachsenen Dorsche in der Nordsee gefangen werden dürfen. Bisher waren es 65 Prozent.

Exoten statt Nordseefische?

Ein Heringsschwarm schwimmt durch ein Aquarium (Quelle: dpa)
Heringsschwärme werden seltenerBild: picture-alliance/ dpa

Fischhändler Somann hat sein Sortiment in den vergangenen Jahren bereits umgestellt: Besonders stark gefährdete Fische wie Heringe, Dorsch - oft auch Kabeljau genannt - oder Scholle gibt es bei ihm nicht mehr. Richtig glücklich scheint er mit seinem neuen Angebot aber nicht zu sein: "Ich habe sehr viel Zuchtfisch, aber Zuchtfisch ist auch keine Ideallösung. Wir handeln viel mit exotischen Fischen aus dem Indischen Ozean, aber da ist die Sachlage auch nicht viel besser. Wenn es so weiter geht, werden die auch bald gefährdet sein."

Mit lautem Geschrei preist Roman Diederichs eine Ecke weiter zwei Kilo Seelachsfilet für zehn Euro an. Auch Schollen sind im Angebot. Mit am teuersten ist der Kabeljau mit 13 Euro pro Kilo. Was er sich von den EU-Fischereiministern wünscht, kann er nicht sagen. "Es ist schwer, denn alle müssen leben. Der Fischer muss leben, der Einzelhändler, der Großhändler - man muss gucken, wie das geht."

Augen auf beim Fischkauf

Blick auf den Hamburger Fischmarkt (Quelle: DW-TV)
Auf dem Hamburger Fischmarkt geht das Kaufverhalten auseinander

Die Kunden sind erst teilweise sensibilisiert. "Ich kaufe keine asiatischen Fische, die aus Zuchtanstalten kommen, obwohl es empfohlen wird", sagt ein Käufer. Er setzt weiter auf - bedrohte - Fischarten aus der Heimat. Eine andere Kundin aus dem Hamburger Umland dagegen achtet darauf, woher der Fisch kommt und wie er gefangen wurde: "Wir kaufen keinen Thunfisch mehr, weil es mir um die Delfine und den Beifang leid tut."

Mit Beifang ist Fisch gemeint, der zufällig ins Netz geht. Nach Schätzung der Umweltstiftung WWF werden allein in der Nordsee pro Jahr bis zu eine Million Tonnen vermarktungsfähige Fische und Meerestiere wieder ins Meer geworfen. Auch an dieser Verschwendung müsse sich dringend etwas ändern, fordern Umweltverbände anlässlich der EU-Konferenz über die Fangquoten des Jahres 2009.