Flüchtlinge von "Sea-Watch 3" dürfen an Land
6. August 2021Die "Sea-Watch 3" mit 257 Flüchtlingen an Bord darf den sizilianischen Hafen Trapani anlaufen. Die italienischen Behörden hätten dem privaten Seenotrettungsschiff den Hafen zugewiesen, erklärte die Betreiberorganisation Sea-Watch auf Twitter. Die Flüchtlinge und Migranten an Bord seien "erleichtert und unglaublich glücklich, bald an einem sicheren Ort an Land gehen zu können". Die "Sea-Watch 3" hatte die Menschen seit vergangenem Freitag bei mehreren Einsätzen aus Seenot gerettet. Mehrere Überlebende wurden bereits aus gesundheitlichen Gründen evakuiert.
Die von SOS Méditerranée betriebene "Ocean Viking" wartet noch auf die Zuweisung eines Hafens für die 553 Flüchtlinge und Migranten an Bord des Rettungsschiffs. Die zuständigen Behörden hätten der Crew noch keinen Ort genannt, teilte SOS-Méditerranée-Sprecherin Petra Krischok mit.
"Geo Barents" rettet unbegleitete Minderjährige
Derweil hat das von "Ärzte ohne Grenzen" betriebene Rettungsschiff "Geo Barents" im Mittelmeer 25 Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Unter den Geretteten seien zehn unbegleitete Kinder und Jugendliche, erklärte die Organisation auf Twitter. Weiteren Berichten zufolge wurden Dutzende Migranten auf Booten in Seenot auch von der italienischen, maltesischen oder tunesischen Küstenwache gerettet, nachdem Hilfsorganisationen die Behörden aufmerksam gemacht hätten.
Am Mittwoch hatte Italien aufgrund der sich zuspitzenden Lage auf dem Mittelmeer auf ein zeitnahes Krisentreffen der EU-Innenminister gedrungen. Innenministerin Luciana Lamorgese verlangte nach einem Telefonat mit EU-Innenkommissarin Ylva Johansson, den Hafenzugang für Rettungsschiffe unter europäischer Flagge unverzüglich zu klären.
Demonstrationen in Deutschland
Für diesen Samstag haben mehrere deutsche Organisationen zu einer Demonstration in Sachen Seenotrettung aufgerufen. Unter dem Motto "Seenotrettung ist #unverhandelbar" sind nach Angaben der Initiatoren Aktionen in mehreren Städten geplant, darunter Berlin, Dresden, Freiburg, Köln und München. Hinter dem Aufruf stehen die Hilfs-, Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen Sea-Watch, Seebrücke, Amnesty International, Oxfam, Ärzte ohne Grenzen und Pro Asyl.
Sie wiesen darauf hin, dass allein in diesem Jahr bereits rund 1000 Menschen im Mittelmeer ertrunken seien. Zudem seien rund 14.000 Menschen von der libyschen Küstenwache zurück nach Libyen gebracht worden. Dort drohten Folter und schwerste Menschenrechtsverletzungen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat in diesem Jahr etwa 25.6000 versuchte Überfahrten von Bootsmigranten über das zentrale Mittelmeer registriert. Mindestens 1180 Menschen seien in diesem Jahr bereits ums Leben gekommen. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die regelmäßig auf der gefährlichen Überfahrt nach Europa in Seenot geraten. Einzig private Organisationen halten mit verschiedenen Schiffen Ausschau nach gefährdeten Menschen.
sti/jj (afp, dpa, epd, kna)