Max Verstappen gewinnt in Barcelona
22. Mai 2022"Was ist da los, zum Teufel?", fluchte Max Verstappen genervt in Richtung Box. "Wir bekommen es noch nicht mal hin, dass das verdammte DRS funktioniert." Nachdem knapp ein Drittel der Distanz beim Großen Preis von Spanien in Barcelona absolviert war, sah es überhaupt nicht danach aus, als könnte der Formel-1-Weltmeister aus den Niederlanden das Rennen noch gewinnen. Bei seinem Red Bull gab es - wie bereits am Samstag im Qualifying - technische Probleme mit dem DRS-System. Mit dem DRS kann in bestimmten Zonen der Strecke der Heckflügel quergestellt werden, wenn man weniger als eine Sekunde Rückstand auf den Vordermann hat.
Allerdings hatte Verstappen das Problem, dass sich sein Heckflügel entweder gar nicht oder nur für einen kurzen Moment öffnen ließ. Er schaffte es daher nicht, sich an George Russell im Mercedes vorbeizuschieben - und verzweifelte ein wenig daran. Sein Renningenieur musste sich über Funk einiges an Flüchen und Verwünschungen anhören. Da wusste Verstappen aber auch noch nicht, dass noch alles gut für ihn enden würde. Denn am Ende gewann er das Rennen ungefährdet vor seinem Teamkollegen Sergio Perez und Russell.
"Dass mein DRS nicht funktioniert hat, hat es richtig hart gemacht", sagte Verstappen, der schon die letzten beiden Rennen in Miami und Imola gewonnen hat, nach dem Rennen. "Aber wir haben unsere Strategie dann geändert und konnten das Rennen noch gewinnen. Also: Schwieriger Anfang, tolles Ende", freute sich der 24-Jährige, der nicht nur seinen vierten Sieg im sechsten Saisonrennen feierte, sondern auch die WM-Führung übernahm.
Leclerc: "Das kam aus dem Nichts"
Verstappen profitierte davon, dass sein ärgster Konkurrent, der Ferrari-Pilot und bisherige WM-Führende Charles Leclerc, sein Auto nach 27 Runden überraschend abstellen musste. Dabei hatte bis dahin alles nach einem klaren Ferrari-Sieg ausgesehen. Der Monegasse war von der Pole Position ins Rennen gegangen, hatte den Start gewonnen und sich schnell von der Konkurrenz absetzen können. Während Verstappen sich in der neunten Runde - offenbar wegen einer Windböe - sogar einen kurzen Ausritt ins Kiesbett leistete, wegen dem er überhaupt erst hinter Perez und Russell zurückfiel, und anschließend vergeblich mit seinem DRS kämpfte, lief bei Leclerc alles nach Plan. Als er sich nach 21 Runden frische Reifen holte, war sein Vorsprung so komfortabel, dass er seinen Ferrari mühelos mit einigen Sekunden Polster vor Russell als Erster wieder auf die Strecke lenken konnte.
Sechs Runden später kam dann aber die Ernüchterung: Plötzlich hatte Leclercs Motor keine Leistung mehr. Er musste in die Box fahren und sein Auto abstellen. Ein noch nicht identifiziertes Power-Unit-Problem vermeldete die Scuderia später. "Das kam aus dem Nichts. Ich habe vorher nichts gespürt", sagte Leclerc anschließend bei Sky. "Ich glaube nicht, dass ein Hitzeproblem war. In Miami war es schließlich noch heißer. Es ist wirklich sehr schade. Wir hatten das Hauptaugenmerk auf unser Reifenmanagement gelegt, und dann passiert so etwas." Leclerc war deutlich geknickt. Anstatt mit großem Vorsprung zu führen, liegt er nun sechs Punkte hinter Verstappen im Kampf um den Weltmeister-Titel.
Teamorder bei Red Bull
Für Verstappen war es nach Leclercs Ausfall im Grunde nur noch Formsache, den Sieg nach Hause zu bringen. Er wechselte früher auf frische Reifen als Russell und holte nach seinem Boxenstopp schnell fast die gesamte verlorene Zeit auf den Mercedes-Piloten wieder auf. Als Verstappen in Runde 37 in seinem Rückspiegel auftauchte, bog auch Russell in die Box ab. Verstappen überholte auch Valtteri Bottas im Alfa Romeo und hatte nach gut zwei Dritteln des Rennens nur noch seinen Teamkollegen Perez vor sich, der keine Hürde darstellte. Das Team erklärte dem Mexikaner, er sei auf einer anderen Strategie als Verstappen und solle den Niederländer vorbeilassen.
Zwar beklagte sich Perez, das sei "sehr unfair", er fügte sich aber und ließ Verstappen in Runde 49 zähneknirschend vorbei. Verstappen lobte Perez später als "großartigen Teamplayer".
Schumacher erneut an den Punkten vorbei
Die Hoffnung des deutschen Fahrers Mick Schumacher, es endlich einmal in die Punkteränge zu schaffen, erfüllte sich auch auf dem Circuit de Catalunya-Barcelona nicht. Zwar war der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher in seinem Haas von Platz zehn gestartet und hatte sich kurz nach dem Start sogar auf Rang sechs vorgeschoben, verlor dann aber Position um Position und beendete das Rennen auf Rang 14.
Einer der letzten Konkurrenten, die Schumacher überholten, war Sebastian Vettel im Aston Martin, der Elfter wurde. Anders als beim letzten Grand Prix in Miami hielten die beiden Deutschen diesmal genug Abstand beim Überholmanöver. In Florida waren sie noch gecrasht. "Nach der ersten Runde waren die Hoffnungen groß", sagte Schumacher. "Nach den nächsten Runden kam das Gefühl auf, dass es schwer werden könnte. Jetzt müssen wir noch ein Rennen länger warten." Dieses nächste Rennen findet schon am kommenden Wochenende in Monaco statt.