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Science goes to School

Ronny Arnold14. Februar 2013

Im Projekt "Science goes to School" gehen internationale Doktoranden in Dresdner Schulen und werben für Wissenschaft und Toleranz. Auf Englisch machen sie Experimente mit den Schülern.

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Zwei Hände, schwarz und weiß, halten einander fest (Copyright:Andreas Wolf) Symbolbild Entwicklungshelfer, Entwicklungshilfe,
Bild: Andreas Wolf/Fotolia

Das Herz einer Zebrafischlarve ist klein. Sehr klein sogar, wie Olivia soeben feststellt. Die 16-jährige Dresdner Schülerin schaut durch ein Mikroskop, sieht Adern, Augen, Schwanzflosse. "Das ist ziemlich cool", bemerkt sie begeistert und zeichnet die Details auf ein Blatt Papier.

Avinash Chekuru hilft ihr bei der Arbeit mit dem Mikroskop. Er studiert seit 2008 in Dresden und ist momentan Doktorand am Forschungszentrum für Regenerative Therapien. Der 26-jährige Inder gehört zu den acht Wissenschaftlern, die an diesem Vormittag am Hans-Erlwein-Gymnasium die zehnten Klassen besuchen. "Wir zeigen den Schülern auf einfache Art, warum wir mit diesen Organismen forschen", erklärt Chekuru. Sie tun das so, dass die Schüler es verstehen und motiviert werden, später vielleicht selbst einmal zu studieren und in die Forschung zu gehen.

Jeden Monat an einer Schule

21 Klassen an elf Dresdner Schulen haben die Doktoranden mittlerweile in die Geheimnisse der Wissenschaft eingeweiht. Doch sie möchten bei den Schülern nicht nur das Interesse an der Wissenschaft wecken. Sie wollen auch für Toleranz werben. Das Team ist international: Serben, Inder, Griechen, Italiener, Deutsche. Einmal im Monat kommen die Doktoranden für einen Vormittag an eine Dresdner Schule. Ihr Projekt "Science goes to School" läuft seit gut zwei Jahren und ist eine Gemeinschaftsidee der Technischen Universität Dresden und des Max-Planck-Instituts.

Der indische Wissenschaftler Avinash Chekuru beobachtet die Dresdner Schüler bei ihrer Arbeit mit dem Mikroskop während des Projekts "Science goes to School" (Foto: Ronny Arnold)
Auf die Perspektive kommt es an: Avinash Chekuru gibt Tipps für die Arbeit mit dem MikroskopBild: DW/R. Arnold

Die Experimente kommen bei den Schülern gut an. Begeistert machen sie mit und stellen viele Fragen. Dabei interessiert sie auch, wie die Zusammenarbeit von so vielen Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen funktioniert. Sie fragen, warum die Doktoranden gerade in Dresden sind, wie es in ihren Heimatländern um die Bildung steht und welche kulturellen Unterschiede es gibt.  

Vorurteile abbauen

Im Gespräch mit Avinash Chekuru merkt Olivia schnell, dass ihr Bild von Indien nicht ganz stimmt. Vorurteile habe sie gehabt, erzählt sie später, dass "Indien ziemlich arm ist und da nichts funktioniert." Anscheinend stehe es dort um die Bildung aber gar nicht so schlecht, wie sie geglaubt habe, bemerkt die Schülerin, denn Avinash Chekuru komme ihr ziemlich schlau vor. "Ich wäre das nicht", gibt sie zu. Tatsächlich sei sie noch nicht vielen Indern begegnet, also generell Ausländern, schiebt sie hinterher.

Wissenschaftler Ivan Radin erklärt Dresdner Schülern seine Forschung (Foto: Ronny Arnold)
So spannend kann Forschung sein: Schüler beobachten das Experiment des Wissenschaftlers Ivan RadinBild: DW/R. Arnold

Zum Team gehört auch die Demenz-Forscherin Fanny Böhme. Zwei Dinge sind der Dresdnerin wichtig: die Schüler für die Wissenschaft zu begeistern und ihnen zu zeigen, dass ein toleranter Umgang miteinander Türen öffnen kann. "Wir versuchen ihnen klar zu machen, dass es in der Forschung ganz normal ist, international zusammenzuarbeiten und verschiedene kulturelle und religiöse Hintergründe zu tolerieren", sagt Böhme. Insofern seien die Wissenschaftler ein gutes Vorbild für die gesamte Gesellschaft.

Ein Mord führte zur Projektidee

Als die Unterrichtsstunde zu Ende geht, haben die jungen Wissenschaftler jede Menge Fragen beantwortet. Nur eine nicht, warum das Projekt überhaupt entstanden ist. Vor vier Jahren wurde die Frau eines ägyptischen Doktoranden in Dresden getötet - aus Hass auf den Islam, wie der Mörder damals zugab. Der Fall der ermordeten Marwa El Sherbini sorgte damals über Dresden hinaus für Schlagzeilen, Diskussionen und zahlreiche Demonstrationen gegen Fremdenfeindlichkeit.

Die Kollegen El Sherbinis, ein internationales Team aus Spitzenforschern, überlegten damals, was sie persönlich gegen Fremdenfeindlichkeit tun könnten. So entstand die Idee zu "Science goes to School". Ein erfolgreiches Projekt, das mittlerweile schon mehrfach ausgezeichnet wurde.

Die 2009 von einem Dresdner Rassisten ermordete Ägypterin Marwa El Sherbini mit ihrem Ehemann (Copyright: dpa)
Die 2009 ermordete Ägypterin Marwa El Sherbini mit ihrem EhemannBild: picture-alliance/dpa

Als eine der letzten verlässt Katrin Landgraf den Raum, die Biologie- und Chemielehrerin dieser 10. Klasse. Für sie ist der Besuch der Wissenschaftler "ein absoluter Gewinn". Er mache ihre Schüler ein wenig schlauer und toleranter, betont sie. Schon oft habe sie erlebt, dass die Jugendlichen noch Tage später von der Begegnung mit den internationalen Wissenschaftlern erzählten. "Viele sind erstaunt, dass so viele Nationen friedlich miteinander umgehen, gemeinsam arbeiten und forschen“, sagt Landgraf.