Frankfurt erkämpft Remis gegen Bayern
30. Oktober 2015Bayern-Kapitän Philipp Lahm stand nach der Partie in Frankfurt gewohnt eloquent Rede und Antwort. Aus dem was er sagte ließ sich jedoch viel Zerknirschtheit herauslesen: "Wenn man denkt es geht nicht mehr defensiver, wird man jede Woche noch eines besseren belehrt." Damit meinte Lahm natürlich die Gegner des Rekordmeisters. Tatsächlich hatte sich die zuletzt kriselnde Eintracht aus Frankfurt am eigenen Sechzehner verschanzt. Das aber so giftig, so diszipliniert und ausgewogen, dass es zum überraschenden 0:0 gegen den großen Favoriten reichte.
Neuer: "Frustrierend"
Der Rekordmeister muss nach zehn Siegen zum Ligastart die ersten Punkte abgeben und verpasst damit auch die internationale Bestmarke von Tottenham Hotspur. Die Spurs brachten es in der Saison 1960/61 als bislang einziger Club aus einer der europäischen Topligen auf elf Siege zum Start. Die Bayern bleiben bei zehn Erfolgen stehen. Zudem misslang die Generalprobe für die angestrebte Champions-League-Revanche gegen den FC Arsenal am kommenden Mittwoch.
Vor 51 500 Zuschauern in Frankfurt war der souveräne Tabellenführer zwar wie erwartet drückend überlegen, konnte sich gegen die tapfer verteidigenden Hessen aber nicht wie gewohnt in Szene setzen. "Es ist frustrierend, wenn man immer wieder anläuft und sich keine großen Torchancen erarbeitet. Wir haben uns vorgenommen zu gewinnen, aber die Frankfurter haben es clever gemacht", sagte Nationaltorhüter Manuel Neuer. Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner war dagegen sehr zufrieden: "Das war eine Riesenleistung von unserer Mannschaft. Diese Leidenschaft in den ersten 45 Minuten und dann diese zweite Halbzeit, da kann man nur den Hut vor ziehen."
Bayern dominant aber zahnlos
Von Beginn an entwickelte sich der zu erwartende Einbahnstraßenfußball. Die Bayern drängten die Gastgeber sofort in die eigene Hälfte. Frankfurts Haris Seferovic, eigentlich Stürmer, wurde wechselweise von Douglas Costa oder Kingsley Coman zum zusätzlichen Linksverteidiger degradiert. Fast die komplette erste Halbzeit spielte sich in der Eintracht-Hälfte ab. Allerdings stemmten sich die Hessen mit viel Herz gegen die bajuwarische Übermacht. Anders als noch im Pokal oder beim letzten Heim-Auftritt gegen Borussia Mönchengladbach (1:5) zeigten die Frankfurter zumindest kämpferisch eine überzeugende Leistung. Die Münchner taten sich daher zunächst auch schwer, zu Chancen zu kommen. Einzig Vidal prüfte Frankfurters Torhüter Lukas Hradecky auf Zuspiel von Robben mit einem Kopfball (11. Minute).
Die Eintracht fand offensiv dagegen gar nicht statt. Ein Fernschuss von Seferovic (12.), das war alles was die Hausherren zu bieten hatten. Der Bayern-Druck war so groß, dass es die Frankfurter erst nach etwas mehr als einer halben Stunde erstmals schafften, den Ball über mehr als zehn Stationen in den eigenen Reihen zu halten – die Fans dankten es mit lautem Jubel.
Neuers Patzer bleibt ohne Folgen
Unmittelbar nach dem Seitenwechsel hätte die Eintracht sich aber fast um den Lohn ihrer Arbeit gebracht. Nach einem Fehler von Carlos Zambrano hatte Costa freie Bahn, verfehlte das gegnerische Tor aber knapp. Insgesamt fehlte es dem Spiel des Rekordmeisters aber weiter an Esprit. Guardiola, der mit seinem Team wegen des dichten Terminkalenders erst am Spieltag angereist war, reagierte auf die insgesamt ideenlose und tempolose Vorstellung seines Starensembles und brachte kurz nach dem Seitenwechsel Nationalstürmer Müller. Doch die Bayern taten sich weiter schwer und hatten plötzlich Glück, dass sie gegen die etwas mutiger werdenden Frankfurter nicht sogar in Rückstand gerieten. Doch Alexander Meier war nach einer Ecke zu überrascht und schoss vorbei (53.), Marc Stendera konnte einen Fehler des bis dato chronisch unterbeschäftigten Manuel Neuer nicht nutzen und scheiterte am Nationalkeeper (54.). Danach nahm der Druck der Münchner zwar wieder zu. Müller, Robben, Lewandowski und Co. fanden aber weiter keine Lücken im dichten Frankfurter Bollwerk. Die Gastgeber hielten die Über-Bayern weiter in Schach und sorgten mit einer kämpferisch überragenden Leistung für eine kleine Sensation.
Interessiert wie die Partie im Einzelnen lief? Hier können Sie den Spielverlauf noch einmal nachlesen.