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Franz Beckenbauer: "16 EM-Teams reichen!"

Jan-Hendrik Raffler5. September 2014

Bei einem Mediengespräch im Rahmen des "Camp Beckenbauer" äußert sich der "Kaiser" auch über sein Verhältnis zur FIFA und deren Chef Joseph Blatter.

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Franz Beckenbauer fasst an seinen Kragen. Foto: (dpa - Bildfunk)
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Das Sport-Jahr 2014 war ja bislang ein sehr ereignisreiches: Welcher Moment war für Sie der überraschendste Momente, was hat Sie beeindruckt?

Franz Beckenbauer: Da gab es viele Momente! Aber das Überraschendste war, dass man zwischen DOSB und DFB eine Lösung gefunden hat. Es geht ja um 2020/2024, der DFB will die Europameisterschaft, die Berliner und Hamburger beteiligen sich an Olympischen Spielen und man hat gesagt: Nein, wir bewerben uns gleichzeitig, der DFB für die Europameisterschaft und der DOSB für die Olympischen Spiele.

Sie haben Nelson Mandela zitiert: "Sport kann vieles verändern in der Welt. Die Politik lässt sich nicht mehr aussparen." Wie schwierig ist dieser Spagat für den Fußball und den olympischen Sport?

Ich weiß nicht, ob der Sport die Welt verändern kann. Ich glaube, dass er schon in bestimmten Regionen die Welt verbessern kann. Die Vergangenheit hat ja gezeigt, dass es möglich ist. Die Frage ist, inwieweit der Sport noch eingreifen kann, wenn es wirklich in die Brennpunkte geht. Da kommt auch der Sport irgendwann an seine Grenzen. Aber es ist möglich, mit sportlichen Aktivitäten eine Verbesserung festzustellen. Das habe ich ja selbst erlebt, mit meinen unzähligen Besuchen in Entwicklungsländern. Wenn du den Menschen dort einen Ball gibst, dann ist die Nationalität, die Hautfarbe und Religion völlig egal. Sie spielen miteinander, sie lachen miteinander, obwohl sie auch verschiedene Sprachen sprechen.

Franz Becken bauer: "Ich weiß nicht ob der Sport die Welt verändern kann"

In vielen Ländern auf der Welt haben die FIFA und das IOC keinen guten Ruf. Woran liegt das?

Thomas Bach, der neue Präsident des IOC,versucht gerade, dagegen anzusteuern. Er versucht, die Arbeit des IOC transparenter zu machen, auch die Vergabe der Olympischen Spiele. Das betrifft ja auch die FIFA, mit der Vergabe der Weltmeisterschaft. Ist es noch zeitgemäß, im Exekutivkomittee abzustimmen? In Zukunft wird es so sein, dass bei der FIFA der Kongress abstimmt, also alle 209 Verbände. Und im IOC ist es ähnlich, da arbeitet man derzeit an Reformen, die jetzt noch ausgewertet werden müssen. Offenbar ist man für die Zukunft gerüstet.

Eine Frage zur UEFA: Was halten Sie davon, dass sich 24 Mannschaften für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich qualifizieren werden?

Das ist eine Entscheidung der Exekutive der UEFA, die kannst du nicht anzweifeln. Aber man kann natürlich seine Meinung sagen: 24 Mannschaften bei 54 Verbänden? Das sind zu viele! Das ist fast die Hälfte aller Mitglieder, dann lasst doch gleich alle spielen! Dann kann man sich die Qualifikation sparen! Ich glaube, 16 war so die richtige Zahl. Aber das sind Zugeständnisse von Verbänden, die immer an der Tür der UEFA geklopft haben, um bei der Europameisterschaft dabei zu sein, aber es nie geschafft haben. Den Verbänden hat man jetzt die Tür ein bisschen weiter aufgemacht, so dass sie größere Chancen haben, bei der EM dabei zu sein.

Joseph Blatter und Franz Beckenbauer
Differenzen ausgeräumt - Beckenbauer und Blatter (r.)Bild: picture-alliance/dpa

In vier Jahren wird Russland die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 austragen. Ist die politische Lage und der Russland-Ukraine-Konflikt in den letzten Tagen bei Ihnen ein Thema gewesen?

Wir haben natürlich über Russland gesprochen. Und auch über Katar. Die FIFA ist ja unmittelbar betroffen - mit den Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar. Sepp Blatter hat sehr ausweichend geantwortet, aber das kann er auch tun. Die aktuelle Situation kann sich in den kommenden zwei Jahren ändern. Deshalb sollte man jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen. Katar wird untersucht, da gibt es einen Untersuchungsausschuss. Überraschenderweise ist für die Untersuchung ein Amerikaner zuständig. Er wird jetzt im September seinen Abschlussbericht vorlegen und dann wird man sehen: Ist alles mit rechten Dingen zugegangen oder nicht? Die FIFA muss es dann bewerten und dementsprechend reagieren.

Sind die Unstimmigkeiten zwischen Ihnen und der FIFA beseitigt?

Ob sie mit der FIFA beseitigt sind, weiß ich nicht. Aber mit Sepp Blatter auf jeden Fall. Ich hätte zwar eine andere Reaktion erwartet, weil ich gedacht hätte, dass man unter Freunden anders umgeht. Aber der Ärger war ja während der WM, da hatte Sepp Blatter viel zu tun. Trotzdem war ich enttäuscht, denn ich hatte gehofft, dass jemand aus seinem Umfeld auf mich zukommt und mit mir spricht. Das hat man nicht getan und deshalb war ich verärgert.

Franz Beckenbauer, der am 11. September 69 Jahre alt wird, ist eine lebende Fußballlegende. Zu seiner aktiven Zeit gehörte der Libero des FC Bayern München zu den besten Spielern der Welt. 1974 wurde er Weltmeister, nach dem Karriereende nochmals: als Teamchef der Nationalmannschaft. Heute ist Beckenbauer Ehrenpräsident des FC Bayern. In diesem Jahr folgten zum zweiten Mal zahlreiche Spitzenvertreter des Sports der Einladung Beckenbauers nach Kitzbühel, um beim "Camp Beckenbauer" über die Zukunkft des Sports zu diskutieren.

Vor Ort in Kitzbühel war auch DW-Reporter Gerhard Sonnleitner.