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Rapperinnen gegen Macho-Hip-Hop

Ruth Bender15. Januar 2008

Eine französische und eine deutsche Rapperin haben genug von den frauenfeindlichen Texten ihrer männlichen Kollegen. Sie geben eine weibliche Antwort auf den Macho-Rap, und dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund!

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Die französische Musikerin Yelle aka Julie Budet, (Quelle: Grégoire Alexandre)
Zu den pikanten Texten der Sängerin Yelle kann man in Frankreichs Clubs tanzenBild: Yelle/Grégoire Alexandre

Jugendgewalt entlädt sich nicht nur auf den Straßen, sondern auch in der Musik. Raptexte sind bisweilen extrem frauenfeindlich. In frühen Texten beschimpft Eminem Frauen und Homosexuelle, in Deutschland zeigt der Berliner Bushido im Clip bis aufs Blut gequälte Frauen, und in Frankreich gibt es die Band TTC, die den beiden anderen in nichts nachsteht. Junge weibliche Rapperinnen wollen sich das nicht mehr gefallen lassen. Die Antwort auf den Macho-Rap, die Musik der Französin Yelle, wurde schon zum Hit. Auch in Deutschland will die Bremerin Lady Bitch Ray den männlich-chauvinistischen Rappern das fürchten lehren.

Erfolg mit pikanten Texten

Yelle, die mit bürgerlichem Namen Julie Budet heißt, startete mit "Je veux te voir" ("Ich will dich sehen") in Frankreich durch. "Manche Raptexte sind doch fast brutal gegenüber Frauen. Wir wollten eine etwas pikante Antwort darauf machen, aber mit Humor", erklärt sie. Den schnellen Erfolg des Songs sieht Yelle darin, dass es in Frankreich noch nie eine Frau gab, die sich im selben Ton wie die Jungs gegen den Macho-Rap gewehrt hat.

Im September 2005 stellte die 24-jährige Bretonin ihr Lied ins Internet. Eine Woche später hatte sie 2000 Hörer, und kurz danach auch einen Plattenvertrag. Soeben brachte sie ihr erstes Album heraus. In ihren Texten hält sie nicht hinter dem Berg, wenn sie zum Beispiel erklärt, lieber kleine Brüste als riesige Busen zu haben oder in dem Song "Mein bester Freund" ein Loblied auf den Vibrator singt. "Das hat eine provokante Seite. Weibliche Masturbation ist sehr tabu. Das ist eine Art zu sagen, die Mädchen wissen sich auch alleine sehr gut zu helfen", erklärt sie.

"Schlampe ist positiv"

Die deutsche Rapperin Lady Bitch Ray (bürgerlich: Reyhan Sahin) in der Fernsehsendung "Menschen bei Maischberger" in Köln am 04.12.2007, (Quelle:dpa)
In der Sendung von Sandra Maischberger provozierte Lady Bitch Ray vor großem PublikumBild: picture-alliance/dpa

Eine ähnliche Aussage verbirgt sich auch hinter den provokanten Texten der Bremerin Reyhan Şahin, bekannt unter dem Namen Lady Bitch Ray. Den Sinn des Worts "Bitch" (Schlampe) dreht sie um. "Für mich ist Bitch positiv. Eine Bitch ist eine Frau, die weiß was sie will, und sich nimmt was sie will", sagt die 26-jährige Türkin mit deutschem Pass. Neben ihrer Rap-Karriere arbeitet Şahin an ihrer Doktorarbeit an der Bremer Universität. Mit einem Stipendium für Hochbegabte der Rosa-Luxemburg-Stiftung schreibt sie gerade an ihrer Doktorarbeit über "Semiotik der Kleidung".

In ihren Liedern "Du bist krank", "Ich hasse dich" oder "Deutsche Schwänze", kritisiert Lady Bitch Ray sowohl deutsche Rapper für ihre Einstellung zu Frauen, als auch Sängerinnen wie Sarah Connor dafür, dass sie sich dem Bild dieser "Machos" unterwerfen. Einen Plattenvertrag hat sich die deutsche Rapperin noch nicht geangelt, jedoch erzielte ihre Myspace-Seite schon rund 800.000 Internetbesucher. Mit ihrem Auftritt bei Sandra Maischberger im Dezember letztes Jahr machte sie ihre ersten Schlagzeilen.

Feminin, nicht feministisch

Auf Weiblichkeit setzen beide Musikerinnen, jedoch wehren sie sich gegen den Abnehm- und Modezwang, dem viele junge Frauen heute verfallen sind. In ihrem Stück "A cause des garcons" ("Wegen der Jungs") macht Julie Budet Anspielungen auf gewisse Frauenzeitschriften, die vorgeben, wie man sich anziehen oder wie viel man wiegen soll. Im Refrain heißt es, "wegen denen zweifeln wir an uns, passen uns Normen an und schlagen uns um den besten Jungen".

"Frauen sollten zu ihrer Weiblichkeit stehen", sagt Şahin, die sich in ihren Videos eher dünn bekleidet zeigt. Ihre französische Kollegin Julie Budet empfindet sich als feminin - feministisch hört sich für sie aber zu ernsthaft an. "Vielleicht sind wir weniger engagiert als die Frauen in den 70er Jahren. Aber wir haben unsere kleinen Alltagskämpfe, die meiner Ansicht nach auch wichtig sind", sagt die Französin. Für sie ist es auch eine Art sich durchzusetzen, wenn man von Sexspielzeugen oder von einem Liebesverhältnis mit einem anderen Mädchen redet. "Wir sind vielleicht weniger angriffslustig, aber wir wehren uns immer noch und haben auf jeden Fall unsere Überzeugungen."

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