Fregatte "Hamburg" unterwegs zu EU-Einsatz im Roten Meer
8. Juli 2024Die Bundeswehr beteiligt sich erneut mit einer Fregatte an dem EU-Militäreinsatz zum Schutz von Handelsschiffen gegen Angriffe der Huthi-Miliz im Roten Meer. Wie die Marine mitteilte, verließ das Kriegsschiff "Hamburg" mit rund 240 Männern und Frauen an Bord den größten Stützpunkt der Deutschen Marine in Wilhelmshaven.
Doch laut einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks hat die Fregatte Hamburg ein spezielles Radargerät nicht an Bord, mit dem ballistische Anti-Schiffs-Raketen geortet werden können. Die Besatzung habe angesichts des nicht verfügbaren Radars ein mulmiges Gefühl bei dem Einsatz, so der Sender weiter. Im Gespräch mit einem Marinesoldaten fiel auch das Wort Himmelfahrtskommando.
Marine versichert Abwehrfähigkeit
Das Verteidigungsministerium versuchte, Bedenken über die Sicherheit der Besatzung zu zerstreuen: Die Fregatte sei speziell für die Flugabwehr ausgerüstet und verfüge über entsprechende Fähigkeiten. Ein Sprecher des Ministeriums versicherte, dass die Rahmenbedingungen für den Einsatz laufend mit den Alliierten abgesprochen werden. Ein solches Schiff operiere nie alleine.
Dass die "Hamburg" in der Lage sei, ballistische Flugkörper abwehren zu können, sagt Fregattenkapitän Marco Thiele, Vorsitzender Marine im Vorstand des Deutschen Bundeswehrverbandes. Allerdings könne die Fregatte dies nicht alleine. Er erklärte, dass andere Einheiten der Mission die Ortung der Flugsysteme übernehmen. Sei ein solcher Flugkörper von einem anderen Schiff mit einem entsprechenden System an Bord erst einmal geortet, könne die Fregatte ihn abwehren. Das habe bei einem solchen Angriff auf das Schwesternschiff "Hessen" auch schon funktioniert.
Die Fregatte "Hamburg" gehört wie die Hessen zur sogenannten Sachsen-Klasse. Dieser Fregatten-Typ ist speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. Das 143 Meter lange Kriegsschiff ist mit einem speziellen Radar ausgerüstet, das nach Angaben der Bundeswehr einen Luftraum von der Größe der gesamten Nordsee überwachen kann. Außerdem haben diese Fregatten Flugabwehrraketen an Bord. Die Waffensysteme sind in der Lage, Ziele in eine Entfernung von bis zu 160 Kilometern zu bekämpfen. Die Radartechnik sei laut Thiele 2017/2018 aus Kostengründen nicht eingebaut worden. Er betonte auch, das System sei "ziemlich komplex", das "rüstet man nicht eben nach".
Das Kriegsschiff fährt nach Angaben der Marine zunächst ins Mittelmeer zur griechischen Insel Kreta, wo sich Schiff und Besatzung mit einem Flugkörperschießen auf den Einsatz vorbereiten. Das solle der Besatzung Sicherheit geben, sagte Thiele weiter. Erst dann sei die Weiterreise zum Roten Meer geplant.
Zweiter Einsatz dieser Art
Anfang des Jahres hatte sich die Deutsche Marine mit der Fregatte "Hessen" bereits an der EU-Militärmission Aspides beteiligt. Die Besatzung hatte in dem achtwöchigen Einsatz mehrfach Drohnen der jemenitischen Huthi-Miliz abgeschossen. Für die Deutsche Marine war es der erste Kampfeinsatz dieser Art. Nach früheren Angaben des Verteidigungsministeriums waren von der "Hessen" insgesamt 27 Handelsschiffe sicher durch das Einsatzgebiet eskortiert worden.
Die Huthi-Miliz ist mit dem Iran und der Hisbollah im Libanon verbündet. Sie greift seit Monaten Handelsschiffe an, die an der Küste im Roten Meer und dem Arabischen Meer sowie dem weiteren Indischen Ozean vorbeifahren. Der Jemen liegt an einer der wichtigsten Handelsrouten weltweit, die Europa mit Asien verbindet. Die Huthi-Miliz will mit den Angriffen ein Ende der israelischen Militäroperation im Gazastreifen erzwingen, der eine Reaktion auf den Terrorüberfall der militant-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ist.
ch/kle/MM (dpa, Deutsche Marine - Pressemitteilung)