Ja oder nein?
25. Januar 2008Freier Handel weltweit sei weiterhin ein erstrebenswertes Ziel, sagt Condoleezza Rice. In ihrer Eröffnungsrede in Davos plädierte die US-amerikanische Außenministerin für Vertrauen in die Weltwirtschaft und in die amerikanische Konjunktur. Man gibt sich optimistisch.
Schönreden hilft nicht
Globalisierung ist ein klassisches Thema in Davos. Für viele der Wirtschaftsbosse ist die Sache klar: Letzten Endes profitieren alle davon. Ein Standpunkt, den der US-amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz nicht teilt: "Das Höchste was man sagen kann, ist: wenn Globalisierung gut gehandhabt wird, dann kann sie gut für uns alle sein beziehungsweise zumindest für eine große Mehrheit." Doch die Wirklichkeit sehe anders aus, sagt er.
Die Vorteile der Globalisierung kommen längst nicht bei allen an. Ein Beispiel: Während die Gehälter der Manager durch den globalen Wettbewerb steigen, sinkt der Lohn der Menschen, die keine besondere Qualifikation haben. Denn von ihnen lassen sich anderswo stets billigere finden. Die Finanzkrise setzte dem Ganzen dann die Krone auf. Die Banken handeln mit faulen Hypotheken - als Folge werden überall Arbeitsplätze gestrichen. So gewinnt man keine Freunde.
Kein Grund zur Panik
Globalisierung - so alt wie das Thema ist auch die Kritik daran. James Dimon, Chef der US-Investmentbank JPMorgan, mahnt zur Zurückhaltung. "Natürlich gibt es berechtigte Bedenken, über die wir nachdenken und diskutieren müssen. Aber wenn man zum Beispiel über Armut redet, so hat die Globalisierung vielen Menschen geholfen."
Der indische Handelsminister Kamal Nath kann das nur bestätigen. Indien habe vom Zugang zum globalen Markt profitiert, sagt er. Und auch wenn die amerikanische Konjunktur schwächelt, Angst vor einer möglichen Rezession hat er nicht. "Wir fühlen mit. Aber Indien ist stark. Denn unser Wachstum hängt nicht am Export, sondern kommt von innen heraus."
Skepsis in Deutschland
In Deutschland hingegen ist man vorsichtig geworden. Angst macht sich breit vor zuviel Einfluss aus dem Ausland. Die Bundesregierung plant deshalb, die einheimischen Schlüsselindustrien vor unerwünschten ausländischen Investoren, beispielsweise Staatsfonds, stärker zu schützen. Ein Schritt, der laut EU-Kommission nur dann zulässig sei, wenn es nachweisbare Sicherheitsbedenken gebe. Aber die müsse man durchaus erwägen, sagt auch David McCormick, Staatssekretär im US-Finanzministerium. Schließlich müsse sichergestellt werden, dass der wachsende Einfluss der Staatsfonds auch zukünftig rein wirtschaftlich motiviert sei und nicht zu einem politischen Werkzeug werde.
Für den Präsidentschaftswahlkampf in den USA ist die Unsicherheit der Menschen derweil ein gefundenes Fressen. Während sich republikanische Kandidaten eher zum Freihandel bekennen, fordert beispielsweise die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton eine Auszeit für neue Handelsabkommen und eine Überprüfung der bereits bestehenden.