Führungswechsel
9. Oktober 2006Louis Gallois werde seinen Posten an der Doppelspitze des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns behalten. Am von Christian Streiff entwickelten Spar- und Umstrukturierungsprogramm werde
festgehalten, hieß es in einer Mitteilung von EADS. Streiff hatte erst vor einer Woche sein "Power-8-Programm" vorgestellt, das Einsparungen in Milliardenhöhe vorsieht und von dem auch die sieben deutschen Standorte betroffen sein könnten. Sowohl das Spar-Programm sowie Maßnahmen zur Optimierung des A380-Programms würden einstimmig unterstützt, erklärte das Airbus Board of Directors.
"Die eiserne Hand"
Medienberichten zufolge warf Streiff das Handtuch, weil er seinen drastischen Spar- und Umstrukturierungsplan nicht durchsetzen konnte. Airbus steckt derzeit in einer tiefen Krise, weil der Superjumbo A380 zwei Jahre später als angekündigt fertig wird. Um die Verluste von 4,8 Milliarden Euro bis 2010 aufzufangen, wollte Streiff die Flugzeug-Fertigung zentralisieren: Der A380 sollte komplett in Toulouse gebaut werden, während Hamburg die Aufträge für kleinere Flugzeuge erhalten hätte.
Streiffs Nachfolger Louis Gallois gilt als pragmatischer Modernisierer. Gallois hatte die französische Staatsbahn SNCF zehn Jahre lang geleitet, bevor er im Juli 2006 als EADS-Co-Chef ernannt wurde. Bei der einst maroden SNCF trieb er die Passagierzahlen mit niedrigen Ticketpreisen und dem Ausbau der Strecken für den Hochgeschwindigkeitszug TGV in die Höhe. "Gegenüber seinem Führungspersonal ist er die eiserne Hand in einem eisernen Handschuh", charakterisiert ihn Bernard Aubin von der Gewerkschaft CFTC-Cheminots.
Opfer eines Kompromisses?
Laut der Pariser Finanzzeitung "La Tribune" wurde Streiff das Opfer eines Kompromisses zwischen Berlin und Paris: Die Bundesregierung verzichtete demnach auf ein politisches Gleichgewicht bei EADS. Paris gab im Gegenzug grünes Licht für die Demission Streiffs. Berlin hatte zuvor laut darüber nachgedacht, über die Kreditanstalt für Wiederaufbau EADS-Anteile vorübergehend zu halten und damit seinen Einfluss auf die Standortentscheidungen des Konzerns zu erhöhen. Am Montag allerdings erklärte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums: "Es ist kein Ziel der Bundesregierung, einen Staatseinstieg vorzunehmen."
Derzeit verfügt die französische Regierung gemeinsam mit der Lagardère-Gruppe über 22,5 Prozent der EADS-Aktien, Deutschland ist durch DaimlerChrysler mit 22,5 Prozent vertreten. (ana)