Galgenfrist für BVB-Coach Klopp läuft
5. Februar 2015Es ist das Aufeinandertreffen des Tabellen-15. und des Tabellen-Letzten, das am 20. Spieltag im Mittelpunkt steht. Nicht die Bayern, nicht die Wolfsburger, Gladbacher, Schalker oder Leverkusener erregen das ganz große Interesse, sondern - sagen wir es, wie es ist - BVB-Trainer Jürgen Klopp. Nach der bitteren 0:1-Heimpleite gegen den FC Augsburg steht für Borussia Dortmund am Samstagnachmittag beim nur drei Punkte entfernten SC Freiburg das erste von 15 Endspielen um den Klassenverbleib an.
Während die Freiburger abstiegskampferprobt sind wie kaum eine andere Mannschaft in der Bundesliga, prägt in Dortmund die nackte Angst ums Überleben im Fußball-Oberhaus die Atmosphäre. Was für Trainer Christian Streich in Freiburg tägliches Brot ist, ist für BVB-Coach Jürgen Klopp ungewohntes Terrain. Entsprechend wirken seine Analysen, Durchhalteparolen und Entschlossenheitsbekundungen auch eher wie das Rufen im Walde.
Klopp: Kein freiwilliger Rücktritt
Einen Rücktritt als Konsequenz aus der anhaltenden sportlichen Talfahrt schließt er kategorisch aus. "Ich bin enttäuscht, aber nicht am Boden zerstört. Resignation kann ich komplett ausschließen, denn ich bin vom Erfolg der Mission Klassenerhalt überzeugt", sagte der 47-Jährige am Tag nach dem Augsburg-Schock. Seine Mannschaft mache aus den Möglichkeiten nichts, konstatierte Klopp. "Dass die Nerven in so einer Situation eine Rolle spielen, steht völlig außer Frage. Das müssen wir in den Griff kriegen und daran arbeiten wir", so der BVB-Coach. "Ich muss die Spieler wieder in die Spur bringen. Wir werden nicht aufgeben."
Klopp stellte eine Trotzreaktion seiner Mannschaft in Aussicht: "Wir stehen in der Bringschuld und wollen den Fans etwas zurückzahlen." Auf die Mithilfe von Kevin Großkreutz muss er dabei jedoch verzichten. Der gegen Augsburg als Außenverteidiger eingesetzte Mittelfeldspieler zog sich laut Klopp einen "kleinen Muskelbündelriss" zu und wird seinem Team deshalb sechs Wochen fehlen. Ob mit oder ohne Großkreutz, der Trainer weiß: "Wir müssen nun in Freiburg punkten."
Wer glaubt an den BVB? Die Wettbüros jedenfalls nicht
Zumindest die Mehrheit der wettbegeisterten Fußball-Freunde mag offenbar nicht so recht an den Erfolg dieser Parolen glauben. Bei einem großen Sportwettenanbieter ist der BVB-Coach der Top-Kandidat auf die nächste Trainerentlassung. Nach dem Rauswurf von Hertha-Trainer Jos Luhukay sahen die Buchmacher Klopp am Donnerstag mit einer Quote von 1,90 noch vor André Breitenreiter vom Tabellen-14. SC Paderborn (Quote 4,50) und HSV-Trainer Joe Zinnbauer (Quote 5,00).
Unterdessen hat Spitzenreiter Bayern München beim Auswärtsspiel in Stuttgart nur ein Ziel: Zurück in die Erfolgsspur, heißt: zurück in die Normalität. Nach nur einem mageren Punkt aus den ersten beiden Rückrundenspielen kann man beim Rekordmeister nicht zufrieden sein, das verbietet schon das Selbstverständnis. Obwohl der VfB als Tabellen-16. jeden mickrigen Punkt dringend braucht, sollte er sich also am Samstag warm anziehen.
Schürrles erster Auftritt für die Wölfe
Noch trennen die Bayern zwar acht Punkte vom ersten Verfolger, doch der Tabellen-Zweite aus Wolfsburg hat ja noch Potenzial nach oben. Beim Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim steht Fußball-Weltmeister André Schürrle vor seinem Bundesliga-Debüt im Trikot der "Wölfe". Der 32-Millionen-Euro-Zugang hat gute Chancen auf einen Platz in der Startelf, da der Einsatz von Ivan Perisic noch fraglich ist. Die Hoffenheimer reisen als Außenseiter an, denn sie haben beide Rückrunden-Partien verloren. "Das ist nicht ungefährlich für uns. Sie haben trotzdem gute Spieler", warnte Wolfsburg-Coach Hecking. "Wenn wir nicht 100 Prozent abrufen, wird es eng. Aber wir wissen, dass wir in der Lage sind, sie zu schlagen."
Hertha mit neuem Coach
In den Partien 1. FC Köln gegen den SC Paderborn und Mainz 05 gegen die übergangsweise von Pál Dárdai trainierte Hertha aus Berlin gilt es mehr oder weniger dringend, sich Punkte gegen den Abstieg zu sichern. Hannover 96 will am Samstagabend beim Hamburger SV den Kontakt zu den Europa-League-Plätzen nicht gänzlich abreißen lassen.
Beschließen werden den Spieltag am Sonntag dann vier Mannschaften aus dem Mittelfeld der Tabelle, darunter der Überaschungs-Vierte aus Augsburg. Die Schwaben empfangen Eintracht Frankfurt, Werder Bremen hat Bayer Leverkusen zu Gast.