Gamescom: Alles, was das Spielerherz begehrt
6. August 2015Für ein paar Minuten eine neue - virtuelle - Welt erleben: Brillen für Virtuelle Realität (VR) sind auf der Gamescom in Köln dieses Jahr heiß begehrt. Viele dieser VR-Exemplare kommen erst in einigen Monaten oder 2016 in den Handel. Doch bereits jetzt buhlen die Hersteller um die Aufmerksamkeit der Kunden und Spielentwickler.
Ganz vorne mit dabei ist Oculus Rift: Es war das erste Modell, das mit einer Perspektive von über 100 Grad Sichtfeld dem Nutzer ein dreidimensionales Realitätsgefühl vermittelt.
Der VR-Entwickler Oculus wurde 2014 von Facebook gekauft, auf der Gamescom ist er kein Neuling.
Alles für die Brille
Als Eigenname hat sich Oculus auf dem neuen Markt etabliert. "Wir haben einfach die beste Technologie", sagt Palmer Luckey, der Erfinder von Oculus. Auch große Konzerne wie Sony, HTC oder das deutsche Optik-Unternehmen Zeiss werben auf der Gamescom mit Modellen. Der Andrang ist groß: Die Termine, um eine VR-Brille auf die Nase gesetzt zu bekommen, sind größtenteils ausgebucht. Luckey hat keine Angst vor der Konkurrenz, für ihn ist es eine Bestätigung: "Es ist gut zu sehen, wie mehr Akteure in die Branche einsteigen. Wenn es nur Oculus wäre, hieße es, dass andere VR nicht ernst nehmen."
Neben den Entwicklern und Konzernen sind die Endkunden ein wichtiges Standbein der Gamescom. Sie schauen bei Produkten wie den VR-Brillen vor allem auf den Preis. "Ich denke, dass Sony da aber auch schneller sein wird und das auch schneller bezahlbar wird", sagt David Weigel, der vor allem wegen der Brillen zur Messe gekommen ist. "Ich möchte das mal testen, ohne gleich dafür vierstellig zu bezahlen."
Neue Games locken die Massen
Als Europas größte Messe für interaktive Unterhaltung ist die Gamescom der perfekte Schauplatz für das Kräftemessen. 2014 kamen 335.000 Besucher in fünf Tagen zur Spielemesse nach Köln. Die Branche boomt: Nach Angaben des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) wächst sie zweistellig.
Für die Besuchermassen sind neben der neuen Technik vor allem die Spiele wichtig. Auch in diesem Jahr präsentieren die Entwickler neue Titel: Für "Fallout 4", "Anno 2205" und "Assassin's Creed Syndicate" stehen die Besucher zum Teil stundenlang Schlange. An den riesigen Ausstellungsständen dürfen sie dann eine Viertelstunde lang die neuen Spiele ausprobieren.
Verbesserte Grafik und spannende Geschichten erwarten die Besucher von den Neuerscheinungen. Manche Spiele warten mit ganz anderen Neuerungen auf: Bei "Fifa 16", dem neusten Titel der beliebten Fußball-Serie von EA Sports, dürfen erstmals auch Frauenmannschaften auf den Rasen laufen.
Video-Stars im Netz
Spiele testen und professionelles Zocken ist in den vergangenen Jahren eine eigene Industrie geworden. Spieler, die ihre Videos kommentieren und ins Netz stellen, sind zu Prominenten in der Szene aufgestiegen. Plattformen wie das amerikanische Video-Netzwerk Twitch helfen ihnen dabei. Neben Episoden der "Let’s Play"-Spieler, die neue Titel testen, übertragen sie auch Wettkämpfe oder Spielepräsentationen von der Gamescom. Mit über 100 Millionen Nutzern ist die Plattform der weltweit führende Videospiel-Sender.
Doch die Konkurrenz schläft nicht: Google ist in diesem Jahr zum ersten Mal mit seiner Video-Plattform Youtube vertreten. Dort haben sich viele dieser "Let's Player" mit ihren Kanälen etabliert und sind bei Spielefans beliebt.
Neben digitalen Spielen und Trends räumt die Gamescom mit dem Klischee vom unsportlichen Gamer auf: Die Besucher können Skateboard fahren lernen oder sich in der skurrilen Sportart namens Headis üben. Das Kopf-Tischtennis wird genauso gespielt wie es klingt: Die Spieler köpfen einen Handball über eine Tischtennisplatte.
Retro ist in
Innovationen findet man an der Gamescom allerorts und nicht immer sehen sie so aus. Auf der retro gaming-Schau können Besucher auf alten Atari-Konsolen spielen. Nicht alle Spiele dort sind so alt wie ihre Konsolen. Die Firma Out of Order Softworks produziert beispielsweise neue Titel für den 1982 erstmals erschienenen Heimcomputer Commodore 64.
Simple Spieleffekte haben auch Riad Djemili für die Entwicklung von "Curious Expedition" inspiriert. Die niedrige Pixelzahl erinnert an die Optik des Kult-Abenteuerspiels "Monkey Island". "Es ist eine Hommage an die Spiele unserer eigenen Kindheit", sagt Raid Djemili. "Sie lassen mehr Raum für Fantasie."
Als eine Hälfte des Entwicklerduos Maschinen-Mensch aus Berlin stellt er die Expeditions-Simulation in der Indie Arena der Gamescom vor. Zwei Tische, zwei Rechner, zwei Entwickler, mehr brauchen die Berliner nicht, um ihr Produkt zu präsentieren.
Auch wenn die großen Hersteller und Konzerne den größten Lärm auf der Gamescom machen: Egal, wofür das Spielerherz schlägt, die Besucher bekommen in jedem Fall etwas geboten.