"Gegen meinen Willen"
30. Juni 2020Die Vereinten Nationen rufen zum verstärkten Kampf gegen Frühverheiratung und Genitalverstümmelung auf: Um diese Verstöße gegen das Selbstbestimmungsrecht junger Frauen bis 2030 zu beenden, seien Investitionen von jährlich 3,4 Milliarden US-Dollar notwendig, heißt es im neuen Weltbevölkerungsbericht. Er wurde nun offiziell in New York veröffentlicht, die deutsche Kurzfassung trägt den Titel "Gegen meinen Willen - Praktiken beenden, die Frauen und Mädchen schaden und Gleichstellung verhindern".
Durch die aktuelle Corona-Pandemie seien Mädchen besonders gefährdet, da etwa Kampagnen zur Aufklärung erschwert würden, betonte die Exekutivdirektorin des UN-Weltbevölkerungsfonds (UNFPA), Natalia Kanem. Sie plädiert in dem Bericht für die Förderung von Programmen, die Mädchen dabei unterstützen, Schulen bis zum Abschluss zu besuchen - anstatt früh verheiratet zu werden. So würden deren Chancen erhöht, als Erwachsene ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften.
Schockierende Zahlen
Nach Angaben der Vereinten Nationen werden täglich rund 33.000 Mädchen weltweit verheiratet. Die Kinder würden durch diese Heiraten Opfer einer "schweren Menschenrechtsverletzung", so der Weltbevölkerungsfonds. Mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen sind laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an ihren Genitalien verstümmelt. Durchgeführt wird die blutige Tortur vor allem in Ländern Afrikas und des Mittleren Ostens.
Es sei "unerlässlich, dass insbesondere in den betroffenen Ländern offen über die Auswirkungen von schädlichen Praktiken gesprochen wird und Aufklärung stattfindet", sagte Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Nur wenn der Mantel des Schweigens durchbrochen werde, könnten patriarchalische Strukturen aufgebrochen werden.
wa/bru (epd, kna, afp)