Geiseldrama um französische Reporter beendet
22. Dezember 2004Die Journalisten Christian Chesnot und George Malbrunot waren seit dem 20. August in der Gewalt der Gruppe "Islamische Armee im Irak". Nach Angaben des französischen Außenamts wurden sie am Dienstag (21.12.2004) der französischen Botschaft in Bagdad übergeben.
Erleichterung in Frankreich
"Ich habe die große Freude, Ihnen zu verkünden, dass Christian Chesnot und Georges Malbrunot von der Islamischen Armee freigelassen worden sind", sagte der französische Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin am Dienstag im Senat. Chesnot und Malbrunot würden am Mittwoch in Frankreich erwartet, teilte ein Sprecher des Außenamts mit "Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das man bekommen kann", sagte Thierry Chesnot, der Bruder der freigelassenen Geisel. Nach Angaben der französischen Regierung seien die beiden Journalisten gesund.
Gegen Kopftuchverbot
Chesnot, der für den Sender Radio France Internationale arbeitet, und Malbrunot von der Tageszeitung "Le Figaro" waren gemeinsam mit ihrem syrischen Fahrer Mohammed al Dschundi auf der Fahrt nach Nadschaf verschleppt worden, al Dschundi wurde bereits im November freigelassen. Die Entführergruppe hatte die Aufhebung des Kopftuchverbots an französischen Schulen gefordert.
Der arabische TV-Sender Al-Dschasira zitierte eine Erklärung der Islamischen Armee im Irak, wonach Chesnot und Malbrunot freigelassen worden seien, "weil sie nachweislich nicht für die US-Truppen spionierten". Mit der Freilassung reagiere die Organisation zudem auf Appelle von moslemischen Organisationen, würdige die Haltung der französischen Regierung in der Irak-Frage sowie "die Haltung der beiden Journalisten gegenüber der palästinensischen Sache".
Schwerer Anschlag auf US-Stützpunkt
Unterdessen wurden am Dienstag bei einem der schwersten Anschläge auf einen US-Militärstützpunkt seit Beginn des Irakkriegs in Mossul mindestens 19 Menschen getötet und über 60 verletzt. Wie US-General Carter Ham vor der Presse in der nordirakischen Stadt sagte, beschossen die Angreifer ein großes Kantinenzelt, in dem gerade zu Mittag gegessen wurde. Unter den Opfern seien US-Soldaten, irakische Nationalgardisten sowie amerikanische und ausländische Vertragsarbeiter.
Der US-Nachrichtensender CNN berichtete, die Angreifer hätten mehrmals Raketen und Mörsergranaten auf das Zelt gefeuert. Nach Informationen des arabischen Nachrichtensenders Al-Arabija bekannte sich die irakische Extremistengruppe Ansar al-Sunna zu dem Angriff in Mossul. Ansar al-Sunna wird für eine Serie von Anschlägen, Entführungen und Morden verantwortlich gemacht, darunter die Tötung von zwölf nepalesischen Geiseln im August.
Blair in Bagdad
Der Anschlag in Mossul erfolgte, während sich der britische Premierminister Tony Blair zu seinem ersten Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad aufhielt. Seine Reise war aus Sicherheitsgründen nicht angekündigt worden. Blair räumte ein, dass er auch nach den Wahlen Ende Januar weiter mit Anschlägen rechne. "Sicher wird es Versuche geben, die Wahlen zu stören, und auch danach wird es noch Gewalt geben", sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Regierungschef der irakischen Übergangsregierung, Ijad Allawi.
Auch anderswo im Irak ging die Gewalt weiter. In der westirakischen Stadt Hit wurden nach Angaben von Al-Arabija bei einem US-Luftangriff sechs Menschen getötet. In Samarra ermordeten Unbekannte in der Nacht zum Dienstag laut Polizeiangaben einen Angehörigen der Landwirtschaftsbehörde und ein Mitglied einer lokalen Partei. Aufständische töteten außerdem zwei Mitglieder des Gemeinderats der nordirakischen Ortschaft Al-Sainija bei Tikrit. (ch)