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Gemischte Reaktionen auf Hitzlspergers Bekenntnis

Rachel Baig9. Januar 2014

Nutzer sozialer Netzwerke bewerten das Outing des Ex-Nationalspielers in den meisten Fällen sehr positiv. Doch es finden sich im Internet auch eine ganze Reihe kritischer und sogar beleidigender Kommentare.

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Porträtfoto von Thomas Hitzlsperger (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Botschaft war eindeutig: "Profisport und Homosexualität schließen sich nicht aus, davon bin ich überzeugt." Mit diesen Worten bekannte sich der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger zu seiner Homosexualität. Die Erklärung stellte er unter anderem als Videobotschaft auf seine Homepage.

Hitzlsperger ist der erste prominente deutsche Fußballer, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt. Anfang September hatte der 31-Jährige seine Karriere beendet. Zuletzt spielte er in England für den FC Everton. In der Bundesliga war er zuvor beim VfB Stuttgart und beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Weltweite Bekanntheit erlangte er durch 52 Spiele für die deutsche Nationalelf zwischen 2004 und 2010.

Screenshot: Reaktionen von Usern zu Hitzlspergers Bekenntnis auf Twitter (Foto: Twitter)
Auf Twitter gab es viel positive, aber auch kritische ReaktionenBild: twitter.com

Hitzlsperger bekam viel Lob für seinen Schritt - vor allem auf Social-Media-Portalen. "#Hitzlsperger Respekt!", twittert der deutsche Politiker Gregor Gysi. "In allen Bereichen mit antiquiertem Männlichkeitsbild spielt hoffentlich bald keine Rolle mehr, wer mit wem wie lebt." Ein anderer User, der sich Spice-o-Rama nennt, schreibt: "Schade, dass es in heutiger Zeit überhaupt noch den von den Zeitungen viel zitierten Mut braucht, um sich zu outen. #Hitzlsperger."

Nicht nur positive Reaktionen

Glückwünsche kommen aus allen Teilen der Welt - aber es gibt auch kritische Stimmen. "Von welchem Mut sprechen #Medien, wenn sie #Hitzlsperger erwähnen? Mutig wäre es gewesen, sich in der aktiven Zeit zu outen. #Fussball", schreibt Abu Sara Rabia auf Twitter. Ähnlich wie er regen sich viele auf, und werfen dem Ex-Fußballer vor, sich erst nach seiner Fußballerkarriere geoutet zu haben. Andere finden die Medienaufmerksamkeit übertrieben und schreiben "Schlimm, wie unsere Medien den #Hitzlsperger rühmen!". Ein paar vermuten hinter dem Outing sogar einen PR-Coup: "Und übermorgen bringt #Hitzlsperger sein Buch raus...bessere Promotion gibts nicht!" schreibt Volanta.

Der Journalist und Blogger Henning Feindt weist in seinem Tweet auf die beleidigenden Kommentare von anderen Nutzern hin. Darunter sind auch eindeutig homophobe Aussagen. Beispiel: ein User pöbelt: "Gott hat Adam und Eva erschaffen, nicht Adam und Yves." #Schussnichtgehört". Das Spektrum reicht bis zu persönlichen Beleidigungen. So schreibt Dieter Riefling auf Twitter: "#Hitzlsperger wird als schwuler 'aussterben'. Ich bin durch meine Kinder #unsterblich! #hetero". Ein Tweet von User Gutmenschenschreck, ist mehrfach geteilt worden: "Früher hab ich #Hitzlsperger mit b geschrieben, bis ich gemerkt habe, das er andersrum ist".

Screenshot: Reaktionen von Sportlern auf Hitzlspergers Bekenntnis auf Twitter (Foto: Twitter)
Viele deutsche Sportler unterstützen HitzlspergerBild: twitter.com

Gelöschte Kommentare auf Facebook

Auf Facebook sind ebenfalls viele Reaktionen zu Hitzlspergers Coming-out zu finden. Dort hat der ehemalige Fußballer keine eigene offizielle Website. Auf einer Seite, die seinen Namen trägt und nach dem Coming-out gepostet wurde, äußert sich Facebook-Nutzerin Bettina Wagner-Kirst: "Schlimm, dass man gratulieren muss, wenn sich jemand zu seiner Sexualität bekennt. Aber ich mache es gerne und finde es große Klasse. Ich hoffe genau wie Sie, dass nun der Stein ins Rollen gekommen ist und eine positive Diskussion auslöst; besser als Diskussionen wäre allerdings einfach nur AKZEPTANZ! Homosexualität ist weder eine Krankheit noch ein Verbrechen verdammt noch mal!!!!". Dieser Kommentar wurde 153 Mal mit einem "Like" bewertet.

Mehrere Medien haben die Nachricht über das Bekenntnis des Fußballers über Facebook geteilt. Sie ernteten zum Teil boshafte Reaktionen. Auf der Webseite der Tageszeitung "Bild", die Hitzlsperger ihren Respekt aussprach, kam es zu einer verbalen Hetzjagd gegen den Sportler. Ein User hat die Ausfälle in seinem Blogeintrag zusammen gefasst. Er betont allerdings, dass es glücklicherweise mehr Anerkennung als Beleidigungen gegeben habe. So nahmen Nutzer den Sportler gegen Angriffe in Schutz. Als ein User sich negativ zum Coming-out von Hitzlsperger äußert, wird er Ziel von Beschimpfungen.

Screenshot der Facebookseite der Zeitschrift "11 Freunde" (Foto: Facebook)
Die Zeitschrift "11 Freunde" löschte beleidigende Kommentare von ihrer FacebookseiteBild: Facebook/11 Freunde

Beleidigungen werden gelöscht

Die Sportzeitschrift "11 Freunde" reagierte kompromisslos auf Beschimpfungen Hitzlspergers. Das Magazin hatte zwei Meldungen zu dem Outing des Fußballers auf Facebook veröffentlicht. Ein Sprecher bestätigte am Telefon, dass homophobe und beleidigende Kommentare bewusst von der Redaktion gelöscht worden seien. Der Chefredakteur der Zeitschrift betonte aber, dass es meistens sehr positive Kommentare gegeben habe. "Das ist schon beeindruckend."