"Gen-Babys": Haft für chinesischen Forscher
30. Dezember 2019Wegen illegaler medizinischer Methoden sei He Jiankui (Artikelbild) in der südchinesischen Stadt Shenzhen zu drei Jahren Haft sowie einer Geldstrafe in Höhe von drei Millionen Yuan - etwa 383.000 Euro - verurteilt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
He hatte im November 2018 in einem Youtube-Video die Geburt der Zwillingsmädchen Lulu und Nana bekanntgegeben. Beide Namen sind Pseudonyme. Der heute 35-Jährige erklärte zudem, dass eine weitere Frau mit einem genetisch veränderten Kind schwanger sei. Laut Xinhua wurde auch dieses Kind zur Welt gebracht.
Empörung und Zweifel
He gab an, das Erbgut der Kinder mit Hilfe des Crispr/Cas9-Gentechnikverfahrens - auch "Genschere" genannt - so manipuliert zu haben, dass sie vor einer Ansteckung mit HIV geschützt seien. Der Fall rief in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik große Empörung hervor, woraufhin He aus der Öffentlichkeit verschwand.
Zuletzt waren Hes Ergebnisse angezweifelt worden. Anfang Dezember kamen Experten, die Unterlagen des Genforschers durchgesehen hatten, in einem Artikel für das Fachmagazin "MIT Technology Review" zu dem Ergebnis, dass He mit seinem Vorgehen zahlreiche ethische und wissenschaftliche Normen verletzt habe. Die Manipulationen, die die Babys vor einer Ansteckung mit HIV schützen sollten, hätten zudem vermutlich nicht den beabsichtigten Erfolg gehabt.
Gen-Editierung zu reproduktiven Zwecken ist in den meisten Ländern illegal. Das chinesische Gesundheitsministerium erließ 2003 dazu ebenfalls eine entsprechende Regelung.
hk/sth (dpa, afp, rtr)