Freispruch für Hillsborough-Einsatzleiter
28. November 2019David Duckenfield war der zuständige Einsatzleiter der Polizei, als die Katastrophe von Hillsborough geschah. Belangt wird er aber nicht. An diesem Donnerstag befand ihn ein englisches Gericht nach einem sechswöchigen Prozess für nicht schuldig. Der 75-Jährige musste sich wegen fahrlässiger Tötung in 95 Fällen verantworten.
Im vergangenen April war die Jury bezüglich Duckenfield zu keinem Urteil gekommen. Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin ein Wiederaufnahmeverfahren angestrebt, das am 7. Oktober am Preston Crown Court begonnen hatte und nun mit dem Freispruch für den Duckenfield endete.
Enttäuschung bei Angehörigen nach Urteil
Beim Fußball-Pokalspiel zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest am 15. April 1989 im Hillsborough-Stadion von Sheffield waren 95 Menschen im Gedränge auf einer völlig überfüllten Zuschauertribüne ums Leben gekommen. Ein weiterer Mann starb später an den Folgen seiner Verletzungen. Zudem wurden 766 Fans verletzt.
Die meisten Opfer waren Fans des FC Liverpool, die im Gästeblock zu Tode gequetscht worden waren. Die Polizei hatte acht Minuten vor Anpfiff ein Tor geöffnet, weil auch vor dem Stadion wartende Zuschauer gegen einen Zaun gedrückt wurden. So strömten viel zu viele Fans auf die ohnehin überfüllte Liverpool-Tribüne.
Vor allem die Angehörigen der verstorbenen Liverpool-Fans hatten jahrelang dafür gekämpft, die ihrer Ansicht nach Schuldigen vor Gericht zu sehen. Entsprechend enttäuscht fielen nach dem Urteil die Reaktionen aus. "96 Menschen sind gestorben. Ich würde gerne wissen, wer für den Tod meines Vater verantwortlich ist, denn irgendjemand muss es sein", sagte Christine Burke, Tochter des in Sheffield umgekommenen Henry Burke.
Jahrelanger Streit um die Schuldfrage
Nach der Katastrophe waren zunächst Liverpools Anhänger verantwortlich gemacht geworden, die vier Jahre nach der Heysel-Katastrophe einen miserablen Ruf hatten. Über Jahrzehnte kämpften die Angehörigen um Gerechtigkeit. Mit Erfolg: Im September 2012 stellten Experten fest, dass 41 der 96 Toten hätten gerettet werden können. Der damalige Premierminister David Cameron entschuldigte sich "im Namen des ganzen Landes".
Seither beschäftigten sich die Gerichte mit der Rolle der Polizei. Nach jahrelangem Streit um die Schuldfrage entschied 2016 ein Gericht nach einer unabhängigen Untersuchung, dass die Katastrophe kein Unfall war, sondern auch durch das Fehlverhalten der Polizei mitverursacht wurde.
pg/stu (dpa, afp, rtr)