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Gewalt im Fußball: Neue Kommission für Stadionverbote

Stefan Nestler mit dpa, sid
18. Oktober 2024

Vertreter aus Politik und Fußball vereinbaren, dass nicht mehr die Vereine, sondern eine zentrale Kommission über Stadionverbote entscheidet. Pyrotechnik bleibt verboten.

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Beim Pokalspiel zwischen Kaiserslautern und Leverkusen brennen Fans Pyrotechnik ab
Eine Zulassung von Pyrotechnik in deutschen Stadien - wie von Fanvertretern gefordert - wird es auch weiterhin nicht geben Bild: Hannibal Hanschke/EPA

Politik und Fußballverbände wollen einheitlicher und konsequenter gegen Gewalttäter im Umfeld des Fußballs vorgehen. Das ist das Ergebnis eines dreistündigen Treffens der Innenminister der Bundesländer mit Spitzenvertretern des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) in München. Eine zentrale Kommission, angesiedelt bei der DFL, soll künftig Stadionverbote aussprechen und überwachen.

"In Zukunft wird es nicht mehr den einzelnen Vereinen überlassen, ob ein Verfahren eingeleitet wird und ob sie es für notwendig halten, ein bundesweites Stadionverbot zu erlassen", sagte der bayrische Innenminister Joachim Herrmann, der als Vorsitzender der Sportministerkonferenz zu dem Treffen geladen hatte. Der CSU-Politiker hatte im Vorfeld den Verantwortlichen im Fußball vorgeworfen, nicht hart genug gegen Gewalttäter in den Stadien vorzugehen.

Neuendorf will Fans einbinden

DFB-Präsident Bernd Neuendorf lächelnd während einer DFB-Pressekonferenz
DFB-Chef Neuendorf: "Betroffene zu Beteiligten machen"Bild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

Vereine und Fan-Vertreter hatten die Kritik als Populismus bezeichnet. Laut DFL gaben in einer repräsentativen Fan-Studie 96 Prozent der Stadionbesucher an, sich während eines Spieltags sicher zu fühlen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der neuen Kommission, die über Stadionverbote entscheidet, die Fans einbinden. "Wir müssen Betroffene zu Beteiligten machen", sagte Neuendorf.

Laut der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze hatten in der Saison 2022/23 knapp 26,5 Millionen Menschen Spiele der Bundesliga, der 2. Liga, der 3. Liga, des DFB-Pokals und der UEFA-Klubwettbewerbe besucht. Dabei wurden 1.176 Verletzte registriert, 220 davon waren Polizistinnen und Polizisten. Eine Bilanz der vergangenen Saison 2023/24 gibt es noch nicht.

Keine Kollektivstrafen, Pyrotechnik bleibt verboten

Eine Forderung der Politik konnten die Vertreter des Fußballs bei dem Treffen in München abwehren: Einige Bundesländer schlugen Kollektivstrafen wie Geisterspiele oder teilweise Sperrungen von Tribünen vor, um gewaltbereite Fans abzuschrecken. Dies wurde nach Angaben von Herrmann nur kurz angesprochen,  aber nicht weiter vertieft. In anderen europäischen Ländern wie etwa Italien werden immer wieder Tribünenteile - etwa von Auswärtsfans - gesperrt. Ein deutlicher Rückgang von Ausschreitungen ist aber nicht zu beobachten.

Einig sind sich Sport und Politik darin, dass der Einsatz von Pyrotechnik verboten bleibt. "Es ist einfach gefährlich", sagte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke.

Kritik der Fanverbände

Fanvertreter waren zu dem Treffen in München nicht eingeladen. "Die heute angekündigte Bildung einer zentralen Kommission für die Bearbeitung von Stadionverboten bedeutet eine deutliche Verschärfung und mehr Repression gegen Fußballfans", sagte Linda Röttig, Vorstand im Dachverband der Fanhilfen. "Stadionverbote werden schon heute großteils völlig willkürlich und ohne abgeschlossene Gerichtsverfahren ausgesprochen. DFB und DFL sind viel zu weit weg, um Vorfälle individuell beurteilen zu können." Auch Thomas Kessen, Sprecher der Fan-Organisation "Unsere Kurve", kritisierte die in München vereinbarte Neuerung. Lokale Stadionverbotskommissionen hätten sich über mehr als zehn Jahre bewährt.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter