Globales Pandemieabkommen lässt weiter auf sich warten
Veröffentlicht 25. Mai 2024Zuletzt aktualisiert 25. Mai 2024Internationale Verhandlungen über ein Pandemieabkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind nach zwei Jahren vorerst ohne Konsens beendet worden. Die 194 Mitgliedsländer der UN-Organisation hatten sich eigentlich das Ziel gesetzt, den Pakt nächste Woche in Genf bei der Jahrestagung der WHO zu verabschieden.
Das Abkommen sollte weltweites Chaos wie bei der Corona-Pandemie verhindern und sicherstellen, dass alle Länder rechtzeitig mit allem nötigen Schutzmaterial, mit Medikamenten und Impfstoffen versorgt werden.
WHO sieht dennoch Grund zur Hoffnung
Diplomaten verschiedener Länder sowie WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerten sich jedoch optimistisch, dass die Arbeit an dem Abkommen in Zukunft fortgesetzt werden könne. Der Co-Vorsitzende des Verhandlungsgremiums, der Niederländer Roland Driece, äußerte die Hoffnung, dass es "in den kommenden Jahren" gelingen werde, eine Einigung zu erzielen.
"Das ist kein Scheitern", sagte WHO-Chef Tedros den Delegierten am Freitagabend in Genf. "Ihr habt wirklich viel geschafft, ihr seid weit gekommen." Nun sei es an der Zeit, Lehren aus den bisherigen Verhandlungen zu ziehen und weiterzumachen.
Ähnlich äußerte sich Deutschlands Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Das Abkommen der Weltgesundheitsorganisation sei nicht endgültig gescheitert, es brauche mehr Zeit, ließ der SPD-Politiker verlauten. "Aus den bisherigen Verhandlungen haben sich viele Punkte ergeben, auf die man jetzt aufbauen kann" argumentiert Lauterbach. "Die Vernunft wird siegen. Genau wie beim Klimaschutz, aber es dauert."
Strittige Fragen noch en masse
Gründe für das bisherige Scheitern beim Bemühen um ein internationales Pandemie-Abkommen gibt es zahlreiche: Hilfsorganisationen und ärmere Länder fürchten, dass der Vertrag die Versorgung der Schwächsten nicht gewährleistet. In reicheren Ländern gab es Widerstand von der Pharmaindustrie sowie von Kritikern, die fälschlich verbreiteten, die WHO wolle im Pandemiefall über Lockdowns oder Impfzwang entscheiden.
Uneinigkeit herrschte unter anderem bei den Themen Pandemie-Prävention und Finanzierung. Umstritten war etwa, in welchem Umfang Medikamente oder Impfstoffe gratis oder zu günstigen Preisen für ärmere Länder zur Verfügung gestellt werden sollen.
Im Zuge der Corona-Pandemie sind nach WHO-Schätzungen bis zu 20 Millionen Menschen gestorben, und fast jeder Mensch auf der Welt sei in irgendeiner Weise von den Auswirkungen des Virus betroffen gewesen, sagte WHO-Chef Tedros. "Die Welt braucht noch immer ein Pandemieabkommen, und die Welt muss vorbereitet sein", betonte er.
haz/AR (dpa, afp)