Gläubige strömen zum Papst-Gebet
17. März 2013Vier Tage nach seiner Wahl wandte sich Papst Franziskus vom Fenster seines künftigen Arbeitszimmers im Apostolischen Palast an die Menge. Vor mehr als 150.000 Menschen auf dem Petersplatz sprach er am Sonntagmittag sein erstes Angelus-Gebet. Franziskus rief die Menschen auf, barmherzig zu sein und anderen zu verzeihen. "Ein bisschen Barmherzigkeit verändert die Welt, macht sie weniger kühl und gerechter", sagte der 76-Jährige unter dem Beifall der Menge. "Gott wird nie müde, uns zu verzeihen. Das Problem ist, dass wir müde werden, um Vergebung zu bitten."
Schon viele Stunden vorher hatte sich der Platz mit Menschen gefüllt. Dort waren viele Grußtransparente und Fahnen zu sehen. Besonders fielen zahlreiche Flaggen Argentiniens, der Heimat des neuen Papstes, aber auch anderer lateinamerikanischer Staaten auf.
Die Sicherheitsvorkehrungen in Rom wurden unterdessen erheblich verstärkt - vor allem mit Blick auf die feierliche Amtseinführung des Papstes am Dienstag. Die Stadt solle aber keine Festung werden, kündigte Bürgermeister Gianni Alemanno an.
"Kein einfaches Amt"
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, warnte derweil vor zu hohen Erwartungen an den neuen Papst. Franziskus trete kein einfaches Amt an, heißt es in einem Hirtenbrief, der an diesem Sonntag in allen Gottesdiensten des von Zollitsch geleiteten Erzbistums Freiburg verlesen wird. "Die Vielzahl der Erwartungen, die vor und während der Wahl und umso mehr natürlich jetzt nach der Wahl formuliert worden sind", betont Zollitsch darin, "diese wird er nicht alle erfüllen können".
Einer neuen Umfrage zufolge glaubt die Mehrheit der Deutschen, dass der neue Papst ein gutes Kirchenoberhaupt sein wird: 79 Prozent der Katholiken und 69 Prozent aller Deutschen seien dieser Überzeugung, ermittelte das Institut "Emnid" im Auftrag der Zeitung "Bild am Sonntag".
"Eine arme Kirche"
Bei einem Empfang für Medienvertreter am Samstag hatte Franziskus die Katholiken in aller Welt aufgerufen, sich stärker für die Armen einzusetzen. "Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen", sagte der 76 Jahre alte Argentinier. Zugleich betonte er, dass die Kirche nicht politisch, sondern im Kern spirituell sei.
Über die personelle Besetzung der wichtigen Posten in der römischen Kurie, die durch die "Vatileaks"-Affäre um Verrat und andere Machenschaften ins Gerede gekommen war, will Franziskus erst später entscheiden. Franziskus wolle sich eine gewisse Zeit nehmen für Reflexion, Gebete und Gespräche, teilte der Vatikan mit. Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. hatte angekündigt, die "Vatileaks"-Unterlagen nur seinem Nachfolger zugänglich zu machen. Beobachter schlossen daraus, dass die Inhalte brisant sein dürften.
wa/as (dpa, kna, epd)