Royaler Ohrwurm: "God save the Queen"
9. September 2022Die Britinnen und Briten lieben ihre Nationalhymne. Dass sie gerne lautstark mitsingen, zeigt sich beispielsweise regelmäßig und eindrucksvoll bei Fußball-Länderspielen. Geht es gegen die deutsche Nationalmannschaft, wird die Leidenschaft der britischen Fans und der Spielerinnen und Spieler für ihre Hymne besonders deutlich. Während die deutsche Truppe meist leise vor sich hin summt oder auch nur die Lippen bewegt, schmettern die Briten ihre Hymne voller Inbrunst ins Stadion. Mit besonders viel Pathos ertönt dabei die Zeile "God save the Queen".
Was macht die britische Hymne so besonders, und ändert sich nach dem Tod von Königin Elizabeth II. nun der Text? Hier sind fünf spannende Fakten rund um den Ohrwurm.
Aus "Queen" wird "King"
Gott schütze unsere gnädige Königin! / Lang lebe unsere edle Königin, / Gott schütze die Königin! So lauten die ersten drei Zeilen der britischen Nationalhymne - seit 70 Jahren. Die meisten Britinnen und Briten kennen den Text also gar nicht anders, ihr Leben lang besangen sie die Queen. Es sei denn, sie sind über 70. Denn die Nationalhymne passt sich dem Regenten an. Bevor Elizabeth II. Königin wurde, und auch jetzt, nach ihrem Tod, geht es in dem Text also nicht um die Queen, sondern um den King: "God save the King" Bis alle Britinnen und Briten das verinnerlicht haben, könnte es eine Weile dauern.
133 Jahre "God save the Queen"
"God save the Queen/King" ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts die Nationalhymne des Vereinigten Königreichs. Damit war Queen Elizabeth II. nicht die erste Königin, die mit dem Lied besungen wurde. Auch während der 63-jährigen Regentschaft von Queen Victoria (1837-1901) hieß es "God save the Queen". Nimmt man beide Regentinnen zusammen, wurde bisher also mit insgesamt 133 Jahren länger "Queen" als "King" gesungen. Neben Großbritannien und Nordirland ist das Lied auch eine der beiden Nationalhymnen von Neuseeland. In Australien war "God save the Queen" bis 1984 die offizielle Nationalhymne, wurde dann aber von "Advance Australia Fair" abgelöst.
Eine Hymne, viele Komponisten?
Der Ursprung des Lieds ist umstritten. Eindeutige Angaben darüber, wann es entstanden ist, gibt es nicht. Erste Drucke der Melodie stammen aus dem Jahr 1745. Ähnliche Melodien sind jedoch noch deutlich älter. So sollen sich Spuren der Melodie in den Werken der englischen Komponisten John Bull (1562-1628) und Henry Purcell (1859-1695) finden. Als Urheber von Text und Melodie wird häufig auch der englische Dichter und Komponist Henry Carey (1687-1743) genannt. Grundlage dafür ist jedoch lediglich ein Anspruch, den sein Sohn für ihn geltend machte. Genauso umstritten ist die Theorie, es handele sich bei dem Lied um eine Ableitung einer Melodie des französischen Komponisten Jean-Baptiste Lully (1632-1687).
Von Queen für die Queen
Die mythenreiche Vergangenheit der Hymne tut ihrer Beliebtheit heutzutage keinen Abbruch. Das lässt sich auch an den vielen modernen Interpretationen in der Rock- und Popmusik erkennen. Als besonders legendär gilt die Version der britischen Rockband Queen, die eine instrumentale Fassung auf dem Album "A Night at the Opera" (1975) veröffentlichte. Legendär war auch die Performance der Hymne von Queen-Gitarrist Brian May auf dem Dach des Buckingham Palace anlässlich des Goldenen Thronjubiläums von Königin Elizabeth II. im Jahr 2002. Neben Queen veröffentlichten auch die Sex Pistols und Neil Young eigene Interpretationen.
Eine Melodie, viele Titel
An "God save the Queen/King" haben sich auch andere Länder bedient. So wird die Nationalhymne von Liechtenstein "Oben am jungen Rhein" etwa auf die Melodie der britischen Hymne gesungen. Die Schweizer nutzten die Melodie für ihre Nationalhymne "Rufst du, mein Vaterland" bis 1961. Und im Deutschen Kaiserreich wurde die Kaiserhymne "Heil dir im Siegerkranz" von 1871 bis 1918 ebenfalls auf die Melodie angestimmt.