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Politik

Greenpeace-Ausstiegsplan für Kohlemeiler

1. Juli 2017

Nach Ansicht von Greenpeace kommt Deutschland beim Klimaschutz nicht vom Fleck, vor allem wegen des hohen Kohleverbrauchs. Nun gibt die Umweltschutzorganisation mit einer Studie Hilfestellung - und einem Ausstiegsplan.

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Deutschland Kohlekraftwerk Grevenbroich
Das Kohlekraftwerk in GrevenbroichBild: Imago/Westend61

Durch einen zügigen und schrittweisen Ausstieg aus der Kohle bis zum Jahr 2030 kann Deutschland nach Angaben von Greenpeace noch immer seine gefährdeten Klimaziele erreichen. Dies zeige eine Studie, die jedes einzelne Kraftwerk untersuche und einen Fahrplan für einen schrittweisen Ausstieg aufzeige, teilte die Umweltschutzorganisation in Hamburg mit. Nach Ansicht von Greenpeace erreicht die Bundesrepublik bisher nicht das anpeilte Tempo bei der Reduzierung der klimaschädlichen Gase: Im vergangenen Jahr sind die CO2-Emissionen nicht gesunken, sondern gestiegen. Sie lagen sogar mit 906 Millionen Tonnen etwa so hoch wie vor acht Jahren. Kein anderes Land baue im Übrigen noch immer so viel Braunkohle ab wie Deutschland.

Der detaillierte Plan zeigt, wann welches Kohlekraftwerk vom Netz gehen muss, damit Deutschland seine Klimaziele einhält, ohne dabei die Versorgungssicherheit zu gefährden. Bis zum Jahr 2030 wäre dann Schluss mit der Kohle. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. "Davon sind wir im Jahr 2017 allerdings um einige Prozentpunkte entfernt – wenn es so weitergeht, schafft Deutschland bis zum finalen Datum 36 Prozent", erklärte Greenpeace. Bundeskanzlerin Angela Merkel müsse "verhindern, dass die Energiewende auf halbem Weg stecken bleibt", betont KarstenSmid, Greenpeace-Experte für Energie. "Nur der Kohleausstieg wird sie wieder in Gang bringen."

84 Kraftwerke abschalten

Die Studie, die Energy Brainpool im Auftrag der Umweltschutzorganisation anfertigte, geht von einem Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2030 aus, ergänzt durch klimaschonende Gaskraftwerke. Bis Ende 2020 sollen demnach 84 oft kleinere Braun- und Steinkohleblöcke mit einer Gesamtkapazität von gut 16 Gigawatt vom Netz genommen werden. Damit könne Deutschland etwa 50 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich einsparen, die laut Bundesregierung fehlen werden, um das 40-Prozent-Ziel zu erreichen, erklärte Greenpeace.

Greenpeace betonte, der Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverbrennung könne sozialverträglich gestaltet werden. Die dafür notwendige Technik für die Nutzung von Energien sei vorhanden, die ihre Kraft aus den unendlichen Ressourcen Wind und Sonne ziehen. Ihr Einsatz nehme weltweit zu. Der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens steht laut Greenpeace eigentlich nichts im Wege – auch nicht ein Präsident Donald Trump im Weißen Haus in Washington. "Mit dem 40-Prozent-Ziel steht und fällt die Glaubwürdigkeit der Kanzlerin im internationalen Klimaschutz", sagt der Experte Smid. "Nur wenn klimaschädliche Kohlemeiler gut geplant vom Netz gehen, wird das Klimaziel erreicht." Und nur so bleibe die Bundeskanzlerin glaubwürdig, "um beim anstehenden G20-Gipfel in Hamburg von den Staaten eine schnelle Umsetzung des Pariser Abkommens fordern zu können."

Grüne unterstützen Abschaltplan

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter begrüßte die Studie zum Kohleausstieg. Sie mache klar, dass ein Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 "problemlos machbar und klimapolitisch erforderlich" sei. "Wir müssen bis 2030 raus aus der Kohle, wenn wir unsere internationalen Verpflichtungen einhalten und das Klima ernsthaft schützen wollen", erklärte Hofreiter. In einem ersten Schritt sollten die zwanzig schmutzigsten Kohlemeiler "unverzüglich" vom Netz genommen werden, forderte er.

kle/uh (afp, greenpeace.de)