Großdemo auf Korsika
4. Februar 2018An der Demonstration nahmen bis zu 6000 Personen teil, wie die örtliche Präfektur mitteilte. Die Organisatoren sprachen hingegen von bis zu 25.000 Teilnehmern.
Korsikas Nationalisten fordern für die französische Mittelmeerinsel einen Autonomiestatus. Unter anderem wollen sie erreichen, dass Korsisch als offizielle Sprache anerkannt wird. Zudem wollen sie eine Amnestie für Häftlinge, die sie als politische Gefangene betrachten, erreichen. Auch wünschen sie sich Unterstützung seitens des französischen Staates gegen Immobilienspekulanten. So soll es ein Vorrecht für die Inselbewohner gegenüber Firmen und Privatpersonen von außerhalb geben. Die Abspaltung von Frankreich streben sie nicht an. Ein Szenario wie in Spanien, das von den katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen in die Krise gestürzt wurde, droht auf Korsika also nicht.
Druck auf Macron
Nationalistische Kräfte waren gestärkt aus der Regionalwahl im Dezember hervorgegangen. Nach Gesprächen mit Vertretern der französischen Zentralregierung hatten sich korsische Politiker zuletzt enttäuscht gezeigt. Mit der Demonstration unmittelbar vor dem zweitägigen Besuch Emmanuel Macrons wollen die Organisatoren neue Verhandlungen durchsetzen. Auch eine kurz zuvor verabschiedete Resolution des Inselparlaments soll den Druck erhöhen.
Die Demonstration sei nicht gegen die Regierung gerichtet, betonte der Chef des korsischen Exekutivrats, Gilles Simeoni, in einem Interview mit dem TV-Sender France 2. Vielmehr bestehe nun nach viel Unverständnis zum ersten Mal die Chance auf einen "fruchtbaren Dialog". "Deshalb erwarten wir uns viel vom Besuch des Präsidenten."
Traditionelle Autonomiebewegung
Autonomiebestrebungen gibt es in Korsika seit Jahrzehnten - lange waren sie überschattet von Gewalt. 2014 legte die Korsische Nationale Befreiungsfront FLNC jedoch die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen nationalistische Kräfte politisch an Bedeutung. Auch Macrons zweitägiger Besuch steht zunächst im Zeichen der Erinnerung an die teils blutige Vergangenheit. Am kommenden Dienstag will der Präsident an Gedenkfeierlichkeiten für den vor 20 Jahren ermordeten Präfekten Claude Érignac teilnehmen.
cgn/haz (afp, dpa)