Gründerin der Mütter der Plaza de Mayo gestorben
31. Mai 2024Seit über 40 Jahren treffen sich jeden Donnerstag Mütter und Großmütter mit weißen Kopftüchern auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast in Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens. So lange schon machen sich die weltberühmten Aktivistinnen für Aufklärung über das Schicksal ihrer während der Militärdiktatur verschwundenen Kinder und Enkel stark.
Cortiñas setzte sich unermüdlich für Aufklärung ein
Jetzt ist die Mitbegründerin dieser Menschenrechtsgruppe Mütter von der Plaza de Mayo (Madres de Plaza de Mayo), Nora Cortiñas, im Alter von 94 Jahren gestorben. "Wir bedauern ihren Tod sehr. Sie war eine Genossin, die nie aufgehört hat, jeden Donnerstag auf den Platz zu gehen, um für unsere Söhne und Töchter zu kämpfen", hieß es in einer Mitteilung der Madres de Plaza de Mayo.
Cortiñas' Sohn Gustavo, Mitglied der Jugendgruppe der linken Peronisten, wurde 1977 im Alter von 24 Jahren von Soldaten entführt und wird seither vermisst. Daraufhin gründete sie mit anderen Frauen die Organisation Mütter der Plaza de Mayo. Seitdem demonstrieren die Aktivistinnen wöchentlich dafür, dass das Schicksal ihrer verschollenen Kinder und anderer Familienangehöriger aufgeklärt wird.
Die Bürgerrechtlerin war Mutter von zwei Kindern
Im Streit über die politische Ausrichtung spaltete die Gruppe sich später auf. Cortiñas führte als Präsidentin die Organisation Madres de Plaza de Mayo Línea Fundadora, die sich strikt auf die Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktatur konzentrierte. Die andere Gruppe der Mütter des Platzes der Mairevolution vertrat unter ihrer 2022 gestorbenen Präsidentin Hebe de Bonafini immer wieder extrem linke Positionen in der öffentlichen Debatte zu verschiedensten politischen Themen.
Cortiñas, die in Argentinien auch Norita genannt wurde und oft mit einem weißen Kopftuch zu sehen war, war Sozialpsychologin und Mutter von zwei Kindern. Sie nahm fast wöchentlich an den Versammlungen auf der Plaza de Mayo teil, außer wenn sie als Vertreterin der Aktivistinnen ins Ausland reiste, und machte sich auch für die Rechte der indigenen Bevölkerung sowie für Frauenrechte stark.
Das Schicksal von rund 30.000 Menschen bleibt ungeklärt
Argentiniens Militärdiktatur von 1976 bis 1983 war eine der brutalsten Militärregierungen Südamerikas. Zehntausende als Dissidenten beschuldigte Menschen wurden verhaftet, gefoltert, getötet oder verschwanden. Einige wurden aus Flugzeugen in den Río de la Plata oder in den Atlantik geworfen. Das Schicksal von Zehntausenden Menschen ist bis heute ungeklärt. Der neue Präsident Javier Milei stand Nora Cortiñas kritisch gegenüber. So stellte der Rechtspopulist die offizielle Zahl von bis zu 30.000 während der Militärdiktatur verschwundenen Menschen in Frage.
pg/jj (dpa, afp)