Gute Miene zum bösen Spiel
11. Juni 2014Kein Kommentar zu einer möglichen Kandidatur für eine fünfte Amtszeit als FIFA-Präsident , kein Kommentar zu den Korruptionsvorwürfen um die Fußball-WM in Katar 2022. Der 78-jährige Schweizer Jospeh Blatter macht gute Miene zum bösen Spiel, als er im brasilianischen Sao Paulo den 64. Kongress des Weltfußballverbands eröffnet. "Jetzt sind wir in einer festlichen Stimmung. Die Diskussionen werden Mittwoch geführt", sagte er in Richtung der Vertreter der 209 FIFA-Mitgliedsverbände. "Wenn es Probleme gibt, werden wir die vielleicht ab diesem Abend lösen können, aber jetzt sind wir hier für die Eröffnungszeremonie des Kongresses", sagte Blatter, kurz bevor ein Trommler-Ensemble die Bühne übernahm und anschließend seichte Unterhaltung mit brasilianischen Klängen den Abend bestimmte.
"Katargate"-Affäre: FIFA unter Druck
Die Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar hatte den Weltfußballverband zuletzt immer mehr in Bedrängnis gebracht. Laut einem Bericht der britischen Zeitung "Sunday Times" von Anfang Juni soll der schwerreiche Katarer und frühere Fußballfunktionär Mohammed Bin Hammam fünf Millionen US-Dollar (knapp 3,7 Millionen Euro) an Schmiergeldern gezahlt haben, damit sein Land den Zuschlag für die WM-Ausrichtung erhält. Die FIFA untersucht bereits nach früheren Vorwürfen die Umstände der Entscheidung für Katar. Der Bericht dazu soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden.
Auch Franz Beckenbauer hat jede Form der Vermischung von FIFA-Amt und persönlichen Geschäftsbeziehungen bei der WM-Vergabe zurückgewiesen. Sein Wahlverhalten bei der brisanten WM-Doppelvergabe 2018 und 2022 an Russland und Katar offenbart er aber weiterhin nicht. "Ehrlich gesagt: Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Ich habe oft genug erklärt, dass ich für das Thema Korruption der falsche Ansprechpartner bin", sagte der Fußballfunktionär in einem Interview der "Bild"-Zeitung. "Es gibt immer noch ein Wahlgeheimnis, das gilt auch für mich", betonte der 68-Jährige. Beckenbauer merkte aber an, dass er damals den Empfehlungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gefolgt sei. Der Verband war nicht für Katar als WM-Ausrichter. Bei der Entscheidung über die WM-Gastgeber im Dezember 2010 habe er als damaliges Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees "eine ganz normale Rolle gespielt", betonte Beckenbauer.
Blatter 5.0 - oder nicht?
Ein weiteres Thema, das offen bleibt und für Kritik sorgt: die Kandidatur für das Amt des FIFA-Präsidenten. Als erster wichtiger europäischer Fußballfunktionär hatte der Vorsitzende des königlich-niederländischen Fußball-Bundes KNVB, Michael van Praag, Blatter zu einem Verzicht auf eine erneute Kandidatur geraten - im Beisein des FIFA-Präsidenten während der Zusammenkunft der Delegierten der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Van Praag machte Blatter für das schlechte FIFA-Image verantwortlich. "Das ist nicht persönlich, aber wenn man den Ruf der FIFA in den letzten sieben Jahren sieht, verbinden die Menschen den Verband mit Korruption und Bestechung. Die FIFA hat einen exekutiven Präsidenten und das bedeutet, dass dieser verantwortlich ist", sagte der Niederländer.
Blatter hatte zuvor seinen Willen zu einer fünften Amtszeit als Patron des Weltfußballs verkündet. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee, berichtete, dass Blatter seine frühere Aussage, nicht mehr antreten zu wollen, "korrigiert" habe. "Er hat gesagt, dass er seine Meinung geändert hat. Seine Karten liegen offen auf dem Tisch", sagte Niersbach. Er vermute, dass Blatter dies während des Kongresses am Mittwoch, "bestätigen" werde. "Wir waren klar von einem Stabwechsel 2015 ausgegangen", verdeutlichte Niersbach die enttäuschte Erwartungshaltung.
nis/kle (rtr, afp, dpa)