Hamas bekennt sich
7. März 2008Die radikal-islamische Hamas hat sich zu dem Anschlag auf die Jerusalemer Religionsschule vom Donnerstag bekannt. Das sagte ein Sprecher der Bewegung am Freitag (8.3.2008) der Nachrichtenagentur Reuters. Einzelheiten der Tat würden später bekanntgegeben. Der aus Ost-Jerusalem stammende Attentäter hatte am Donnerstag acht Schüler der Schule erschossen, die als Kaderschmiede jüdischer Siedler gilt. Der Täter wurde von einem israelischen Armeeoffizier erschossen.
Israel will die Friedensverhandlungen mit den Palästinensern trotz des Massakers nicht abbrechen. Die gemäßigten Palästinenser sollten nicht für die Tat eines Extremisten bestraft werden, verlautete am Freitag aus israelischen Regierungskreisen. Der Überfall war der schwerste Anschlag in Jerusalem seit über vier Jahren. Er löste weltweit Bestürzung aus.
Abbruch der Friedensverhandlungen gefordert
In Israel wurden aber auch Rufe nach einem Abbruch der Friedensverhandlungen mit den Palästinensern laut. "Die Regierung muss sofort alle Verhandlungen abbrechen und den Terrorismus mit allen möglichen Mitteln ausrotten", sagte der Abgeordnete David Rotem von der Partei Yisrael Beiteinu. "Später, wenn wir jemanden haben, mit dem wir reden können, dann können wir verhandeln." Andere Abgeordnete warnten jedoch, Racheakte und ein Abbruch der Gespräche würden den Kreislauf der Gewalt nur weiter anheizen.
Die Tat wurde auch vom palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas verurteilt. Er selbst hatte zu Beginn der Woche einen Abbruch der Verhandlungen mit Israel verkündet, nachdem bei einer israelischen Militäraktion im Gazastreifen mehr als 120 Palästinenser getötet worden waren, etwa die Hälfte davon Zivilpersonen. Auf Drängen von US-Außenministerin Condoleezza Rice nahm Abbas dies aber wieder zurück.
"Akt verdorbenen Terrors"
Auch Die Europäische Union verurteilte den blutigen Anschlag in scharfen Worten. EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner sprach von einer "skrupellosen Attacke auf Jugendliche". Rice nannte die Tat einen Akt verdorbenen Terrors, der alle friedliebenden Nationen schockiere.
Libyen verhinderte aber im UN-Sicherheitsrat eine Verurteilung der Gewalt in Nahost. Die USA hatten dazu eine Erklärung vorgeschlagen, die weniger Gewicht hat als eine formale Resolution. Libyen habe eine ausgewogenere Formulierung gefordert, in der auch die israelischen Aktionen im Gazastreifen verurteilt würden, erklärte ein libyscher Diplomat.
Trauernde aus ganz Israel kamen zum Tatort
Tausende Trauernde aus ganz Israel kamen am Freitagmorgen vor der Religionsschule zusammen, um der Opfer zu gedenken. Auch Jerusalems Bürgermeister Uri Lupolianski, der frühere Knesset-Präsident Reuwen Riwlin und mehrere Abgeordnete waren vor Ort. Viele der jungen Trauergäste waren selbst in der Schule, als der Attentäter wild um sich schoss.
Der Angreifer war laut Polizeisprecher Micky Rosenfeld in die Bibliothek der Schule eingedrungen, wo sich etwa 80 Menschen befanden. Er war mit einer automatischen Waffe und einer Pistole bewaffnet und schoss wild um sich. Neun Menschen wurden laut Rettungsdiensten verletzt, drei davon schwer. "Das ganze Gebäude sah aus wie ein Schlachthaus. Der Boden war mit Blut bedeckt", sagte ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes, Yehuda Meshi Zahav.
Ein Opfer war 26 Jahre alt, die übrigen zwischen 15 und 19 Jahren. Das Rabbiner-Seminar Mercaz Harav arbeitet eng mit der jüdischen Siedlungsbewegung im Westjordanland zusammen. Der Attentäter war ein 20-jähriger Palästinenser, der in Ostjerusalem lebte. Er wurde von einem Soldaten, der in der Nähe lebt und nach den ersten Schüssen herbeieilte, erschossen. (mg)