Hausdurchsuchungen bei RAF-Fahndung
24. Januar 2016Mehr als 100 Beamte vom Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen und der Polizei werten zurzeit Informationen über die Gesuchten aus. Aus ermittlungstaktischen Gründen sei die Fahndung als geheim eingestuft worden. Viele Informationen müssten erst noch ausgewertet werden. Die Arbeiten dazu seien noch nicht abgeschlossen, sagte der Verdener Staatsanwalt Lutz Gaebel der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.
Einen Bericht der Zeitung "Welt am Sonntag", wonach es Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern gegeben haben soll, bestätigte er nicht: "Ich habe darüber keine Informationen."
Die drei Verdächtigen stehen aufgrund von DNA-Spuren im Verdacht, im vergangenen Jahr schwer bewaffnet zwei Geldtransporter in Wolfsburg und Stuhr bei Bremen überfallen zu haben. In beiden Fällen mussten die Täter ohne Beute flüchten. In einer Fernsehsendung war ein neues Phantombild der drei Gesuchten gezeigt worden.
Bislang meldeten sich nach Gaebels Angaben rund 175 Anrufer zu dem Fall. Eine Sprecherin des LKA in Hannover sagte am Sonntag: "Im Zusammenhang mit dem Fall führen wir gezielte Fahndungsmaßnahmen durch." Das LKA sei in die Ermittlungen der Sonderkommission der Polizei Diepholz eingebunden. Dabei seien die LKA-Ermittler mit operativen Maßnahmen betraut. Konkreter äußerte sich die Sprecherin nicht. Als operative Maßnahmen gelten beispielsweise Hausdurchsuchungen oder das Abhören verdächtiger Personen.
Mutmaßliche Beteiligung an früheren RAF-Taten
Mehr als zwei Jahrzehnte stand die Rote Armee Fraktion (RAF) für Terror und Mord. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Die Bundesanwaltschaft sieht keinen terroristischen Bezug der jüngsten Überfälle. Die mutmaßlichen Terroristen sollen nach Angaben der Bundesanwaltschaft der dritten RAF-Generation angehören. Sie sollen ein Jahr nach der Auflösung eine neue terroristische Vereinigung gegründet haben. Sie stehen im Verdacht, bereits im Juli 1999 in Duisburg einen Geldtransporter überfallen haben. Sie erbeuteten damals umgerechnet rund 500.000 Euro.
Den drei Beschuldigten werden aber auch Taten aus RAF-Zeiten zur Last gelegt. Gemeinsam mit weiteren RAF-Mitgliedern sollen sie im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche Justizvollzugsanstalt im hessischen Weiterstadt verübt haben. Es entstand ein Sachschaden in Millionenhöhe.
Daniela Klette soll zudem an einem versuchten Sprengstoffanschlag auf das Verwaltungsgebäude der Deutschen Bank in Eschborn nahe Frankfurt am Main beteiligt gewesen sein. Die Zündvorrichtung für den in einem Auto versteckten Sprengstoff versagte aber. Auch an einem Anschlag auf die US-Botschaft in Bad Godesberg im Februar 1991 soll Klette beteiligt gewesen sein. Dabei sollen mindestens 250 Schüsse auf das Botschaftsgebäude abgegeben worden sein.
cgn/stu (dpa, afp)