Heimsieg vor leerer Südtribüne
18. Februar 2017Der Blick gen Süden im Stadion tat am 21. Spieltag der Bundesliga nicht nur den Anhängern von Borussia Dortmund weh: Die sonst so leuchtend-gelbe, größte Stehplatztribüne Europas präsentierte sich trist-grau, die fehlende Stimmgewalt der üblichweise dort beheimateten 25.000 Fans wurde ebenfalls schmerzlich vermisst. "Das sind schreckliche Bilder. Ich gucke da gar nicht mehr hin, das ist eine tiefe Zäsur. Der BVB ohne Südtribüne ist wie Fußball ohne Ball", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke vor dem Anpfiff beim TV-Sender Sky. "Wir haben uns schon schwer damit getan, solch eine Kollektivstrafe zu akzeptieren. 24.800 haben ja nichts getan."
Die Spieler des BVB ließen sich beim 3:0 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg davon wenig beeindrucken und fuhren einen verdienten Sieg ein, der durch ein Eigentor von Jeffrey Bruma eingeleitet wurde (20. Minute). Lukasz Piszczek steuerte das 2:0 selbst bei (48.) und war an den anderen beiden Treffern direkt beteiligt. Außerdem traf Ousmane Dembelé (59.).
Bayern mit Last-Minute-Tor
Was gegen den FC Arsenal beim 5:1 in der Champions League noch so mühelos wirkte, fiel dem FC Bayern im Bundesliga-Alltag im Auswärtsspiel bei Hertha BSC deutlich schwerer. Es lag sogar lange eine Überraschung in der Luft, doch der Rekordmeister kam in der sechsten Minute der Nachspielzeit durch den Treffer von Robert Lewandowski zum glücklichen 1:1 (0:1)-Ausgleich. Für Berlin hatte der zuvor seit 657 Minuten torlose Stürmer Vedad Ibisevic in der 21. Minute getroffen. Hertha spielte fortan defensiv kompakt und hatte die Bayern lange am Rande einer Niederlage. Lewandowski, der erst in der 61. Minute eingewechselt wurde, sorgte aber noch für tiefe Berliner Ernüchterung.
Nach dem Abpfiff ging es hitzig weiter: Bayern-Trainer Carlo Ancelotti zeigte den Hertha-Fans den Mittelfinger, wie er in der ARD-Sportschau bestätigte. "Ich habe diese Geste gemacht, ich bin vorher angespuckt worden." Auch auf dem Rasen war es zu Tumulten gekommen, nachdem Hertha-Torhüter Rune Jarstein den Ball aus Nahdistanz Xabi Alonso an den Rücken geschossen hatte. "Das hat mit
Fairplay nichts zu tun", sagte Bayern-Torwart Manuel Neuer. Hertha-Trainer Pal Dardai sprach indessen von einem Bayern-Bonus, da Schiedsrichter Patrick Ittrich fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt hatte, aber eine weitere Minute weiterlaufen ließ. "Ein bisschen böse bin ich schon, dann müssen auch sechs Minuten angezeigt werden. Ein Tick Bonus für den Gegner." Ancelotti entgegnete: "Die Nachspielzeit geht in Ordnung, da hat Hertha viel Zeit verschleppt."
HSV-Siegesserie reißt gegen Freiburg
Zweimal geführt, trotzdem nicht gewonnen: Nach drei Siegen innerhalb einer Woche musste sich der Hamburger SV gegen den SC Freiburg mit 2:2 (1:1) geschlagen geben. Kurz vor dem Ende scheiterte Aaron Hunt mit einem Foulelfmeter an SC-Torwart Alexander Schwolow (88.). "Ich wollte schießen und habe geschossen", sagte Hunt bei Sky zum Strafstoß, "ich habe mich sicher gefühlt, der war aber schlecht geschossen. Das geht auf meine Kappe." Die Hanseaten verpassten es damit, erstmals seit 2009 vier Pflichtspiele in Folge zu gewinnen und sich im Kampf um den Klassenerhalt weiter Luft zu verschaffen.
In der 15. Minute hatte Hunt mehr Erfolg, er erzielte die Führung, die allerdings nur acht Minuten Bestand hatte. Dann glich Maximilian Philipp zum 1:1 aus (23.). Michael Gregortisch brachte den HSV wieder in Front (57.), den Schlusspunkt setzte Vincenzo Grifo (72.).
Erster Werder-Sieg 2017
Einen Sieg nach Maß feierte die TSG Hoffenheim. Mit 2:0 (0:0) setzten sich die Gastgeber gegen den SV Darmstadt 98 durch. Die Treffer fielen durch einen Doppelpack von Andrej Kramaric (64./FE, 90.+3).
Ebenfalls nichts anbrennen ließen die Bremer in Mainz: Werder setze sich ungewohnt effektiv beim FSV Mainz 05 mit 2:0 (2:0) durch. Serge Gnabry traf mit einem gefühlvollen Kopfballheber nach einer Ecke (16.), Thomas Delaney zirkelte einen Freistoß in den Winkel (23.). Es war der erste Bremer Sieg in diesem Jahr.
Hitziges Duell in Frankfurt
Zwei Tore, zwei Elfmeter und zwei Rote Karten gab es bei der Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Ingolstadt - und eine faustdicke Überraschung obendrein, denn der FCI setzte sich beim Favoriten in dessen Heimstadion mit 2:0 (1:0) durch. In der 26. Minute sorgte Romain Bregerie mit dem ersten Tor für den ersten Eintracht-Schock, der zweite folgte nur neun Minuten später: Rote Karte gegen David Abraham, der Dario Lezcano mit gestrecktem Bein am Oberkörper getroffen hatte.
Schock Nummer drei war ein verschossener Foulelfmeter von Makoto Hasebe: Erst pariert von Martin Hansen, den Nachschuss dann an die Latte gesetzt. Es passte zum Spielverlauf, dass das 2:0 für Ingolstadt aus einem Foulelfmeter resultierte, den Pascal Groß versenkte (69.). Auch Ingolstadt beendete die Partie allerdings nur mit zehn Spielern, in der 81. Minute sah Mathew Leckie ebenfalls die Rote Karte - auch er hatte seine Schuhsohle auf dem Oberkörper eines Frankfurters "geparkt".
Am Freitagabend hatte Bayer 04 Leverkusen den FC Augsburg mit 3:1 besiegt und Karim Bellarabi dabei das 50.000. Tor der Bundesliga-Geschichte erzielt.
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