Helfen auf Leben und Tod
22. September 2003Auf den Straßen im Irak, besonders in der Hauptstadt Bagdad und im Süden des Landes, herrschen Angst, schwerste Kriminalität und Terror. Das ist kurz zusammengefasst die Bilanz von "Aktion Deutschland Hilft", einem Bündnis verschiedener Hilfsorganisationen wie CARE, HELP, Johanniter und Malteser. Peter Witters von HELP machte in Berlin deutlich, wie gefährdet die Helfer zurzeit sind: "Das Problem ist, dass auf irgendeinen plötzlich geschossen wird", klagt er. Die Mitarbeiter würden in unvorhersehbare Attacken verwickelt - "sie sind am falschen Ort zur falschen Zeit", sagt Witters.
Mitarbeiter halten aus, solange es geht
Die Bedrohung sei diffus, meint auch Manuela Roßbach von "Aktion Deutschland Hilft". Und so langsam würden die Hilfsorganisationen über einen Abzug nachdenken. Aber Roßbach betont: "Im Augenblick ist die Verpflichtung, der Bevölkerung zu helfen, für uns vorrangig. Wir können es noch und wir wollen versuchen, so lange wie möglich auszuhalten."
Zahlreiche Hilfsorganisationen haben jedoch aufgrund der katastrophalen Sicherheitslage das Land schon verlassen. Angriffe auf Helfer, Raub und Entführung von Fahrzeugen, Überfälle auf Büros sind auf der Tagesordnung, einige Hilfsorganisationen haben sogar Bombendrohungen erhalten.
Militärschutz ist zu riskant
Das Wichtigste ist nun, dass im Irak endlich eine funktionierende Polizei aufgebaut wird. Schutz durch amerikanische oder britische Soldaten, also durch die Besatzer, lehnen die meisten Hilfsorganisationen ab, erklärt Christoph Ernesti von "Aktion Deutschland Hilft": Sich zu sehr in militärische Angelegenheiten hineinziehen zu lassen, könnte "zunehmend zu einem akuten Gefährdungspotenzial für die internationalen Hilfsorganisationen" werden.
Zurzeit arrangiert man sich. Die meisten Organisationen nutzen mittlerweile kaum noch ihre gekennzeichneten Fahrzeuge und verzichten auf möglichst jede längere Wegstrecke. Ihre Hotels oder Büros verlassen sie eh nicht mehr, sobald es dunkel ist.