Herero-Führer Rukoro stirbt an COVID-19
18. Juni 2021Der 66 Jahre alte Chief Rukoro, Oberhaupt des Ovaherero Traditionellen Rates, ist in einem Krankenhaus der namibischen Hauptstadt Windhuk gestorben. Er verstarb nach einer COVID-19-Diagnose, wie der Generalsekretär der Ovaherero, Mutjinde Katjiua, mitteilte.
Vekuii Rukoro war Anführer der Hererofraktion, die sich gegen das geplante Abkommen zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit stellt. Der Anwalt und oberste Herero hatte unter anderem Proteste gegen den geplanten Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Namibia angekündigt, falls der im Parlament für den Völkermord an den Herero und Nama um Vergebung bitten sollte. "Ich werde Deutschland bloßstellen", kündigte der in Namibia umstrittene, aber einflussreiche Rukoro an. Er forderte Reparationen statt freiwilliger finanzieller Leistungen Deutschlands.
Das Parlament in Windhuk muss dem Aussöhnungsabkommen noch zustimmen. Erst im Anschluss können die Außenminister beider Länder die Erklärung unterzeichnen. Derzeit ist die Debatte der Abgeordneten wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt.
Nach jahrelangen Verhandlungen hatten sich Namibia und die Bundesregierung Ende Mai auf ein Aussöhnungsabkommen geeinigt. Darin erkennt Deutschland die Gräueltaten vor über 100 Jahren im damaligen Deutsch-Südwestafrika offiziell als Völkermord an. Zudem will Deutschland als "Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids, das den Opfern zugefügt wurde", in den kommenden 30 Jahren rund 1,1 Milliarden Euro in Wiederaufbau- und Entwicklungsprojekte in Namibia investieren.
Die Verhandlungen wurden von Beauftragten der beiden Regierungen geführt. Die von den Gewalttaten der Kolonialherren betroffenen Herero und Nama waren eng eingebunden. Von einigen Vertretern der Volksgruppen gab es jedoch harsche Kritik an der Übereinkunft.
Der Verhandlungsführer auf deutscher Seite, der CDU-Politiker Ruprecht Polenz, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), Deutschland werde sich nicht in die Diskussionen in Namibia einmischen, sondern die Entscheidung der zuständigen Stellen abwarten. Zugleich fügte er hinzu: "Die Bundesregierung sieht die Verhandlungen als abgeschlossen an." Nachverhandlungen seien ausgeschlossen.
qu/rb (dpa, kna, dw-Afrika)