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Hip-Hop und Harlem für die Welt

Wenzel Bilger15. Juli 2004

Das American Black Film Festival zeigt in Miami vier Tage lang afroamerikanische Filme. Immer noch haben es Schwarze auf dem amerikanischen und dem internationalen Filmmarkt schwer.

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"Schwarze" Filme in South Beach: Das American Black Film Festival

Der Hip-Hop ist nicht wegzudenken aus dem Alltag europäischer Städte, mit seiner Musik, seiner Mode, seinem schweren Goldschmuck, ob in Paris, London oder Berlin. Mit dem afroamerikanischen Kino ist das anders. Noch immer kommen wenig unabhängige Filme von schwarzen Regisseuren in die europäischen Kinos. Auch in den USA gibt es Probleme: In den oberen Rängen der Filmindustrie in Hollywood sind Afroamerikaner rar.

Gegen das Klischee

Regisseur Spike Lee
Ein Vorbild für Nachwuchsregisseure: Spike LeeBild: AP

Seit 1997 versteht sich ein eigenes Filmfestival als Forum schwarzer Filmschaffender. Das American Black Film Festival 2004 (ABFF) zeigt vier Tage lang unabhängiges Kino und große Hollywood-Produktionen in der tropischen Kulisse von Miami. Im Wettbewerb ist nur ein Teil der Filme vertreten. Ein Kurzfilmwettbewerb und das "World Showcase" runden das Programm ab. Hier laufen Filme, die nicht mehr und nicht weniger als die Erfahrungen von Menschen dunkler Hautfarbe zum Inhalt haben.

Das Filmfestival versteht sich primär als Messe, um die Verbreitung der Werke bei verschiedensten Multiplikatoren voran zu treiben. Denn noch immer ist es schwierig, eine angemessene Finanzierung für Filme schwarzer Regisseure mit "schwarzen" Sujets zu bekommen, wenn nicht Will Smith oder Eddy Murphy die Hauptrolle spielen. Und meist sind es Actionfilme voller Klischees, die sowohl dem kritischen Blick der Geldgeber als auch dem eines internationalen Publikums standhalten können.

Der deutsche Verleih Kinowelt hat in den letzten Jahren einige afroamerikanische Filme vertrieben. "Die Filme kommen von Miramax in Paketen", sagt Matthias Meinhardt von Kinowelt in Leipzig im Gespräch mit DW-WORLD. "Wenn man zum Beispiel 'Scream' haben möchte, dann bekommt man einige andere Filme mit, und die laufen dann auch in zahlreichen Kinos in Deutschland." So funktioniert das Filmgeschäft und so kommen afroamerikanische Filme nach Deutschland. Miramax, Produktionsfirma und Verleihriese, produziere vermehrt Kino für den afroamerikanischen Teil der Bevölkerung der USA. Die Streifen kommen teilweise auch in Deutschland gut an. "Die Hip-Hop-Gemeinde ist durchaus interessiert an diesen Filmen", so Meinhardt.

"Brother to Brother"

Die amerikanische Tageszeitung "Christian Science Monitor" führt den mangelnden Erfolg des Black Cinema auf den Märkten in Deutschland und Japan auf eine fehlende afrikanische oder karibische Bevölkerung zurück. "Dabei sollten gute Filme einem sehr breiten Publikum zugänglich sein", sagte die Regisseurin Kasi Lemmons dem Blatt. Einer der Filme im diesjährigen Wettbewerb, Rodney Evans "Brother to Brother", lief bereits auf den Filmfestspielen in Berlin und beim Sundance Filmfestival und kam bei Kritikern und Publikum gut an. Der Film stellt die glorreichen Tage der 1920er-Jahre, als schwarze Kultur in Harlem blühte, dem Leben eines schwulen Jugendlichen ohne Obdach gegenüber. Wie in zahlreichen anderen Filmen wird auch hier die Situation schwarzer Künstler in Amerika thematisiert.

Die Vorbilder Lee und Berry

Halle Berry
Halle Berry gewann 2002 als erste Schwarze den Oscar für die beste weibliche HauptrolleBild: AP

Auch arrivierte Filmschaffende spielen in Miami eine Rolle. Spike Lee, "dessen Karriere nicht nur das Gesicht Hollywoods verändert, sondern auch großen Einfluss auf den unabhängigen Film gehabt hat", so Jeff Friday, Präsident des ABFF, wird in diesem Jahr geehrt. Das vor allem von Time Warner finanzierte Festival wird auch von Halle Berry unterstützt. Ihr wurde beim ersten Festival 1997 der Preis für Nachwuchskünstler verliehen. Seit sie 2002 als erste Schwarze den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle bekam, ist sie ein Symbol der Hoffnung für afroamerikanische Schauspieler geworden. Das Festival wird auch in diesem Jahr zu dieser Hoffnung wieder einen Beitrag leisten.