"Historische Chance" für Kolumbien
25. August 2016Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos zum Abschluss der Friedensgespräche mit den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) seine Glückwünsche ausgesprochen. Dies sei ein großer Erfolg und ein "historischer Moment für Kolumbien und für ganz Lateinamerika", erklärte Steinmeier in Berlin. Mit der Vereinbarung von Mittwoch sei der Grundstein für das Ende eines Jahrzehnte dauernden Blutvergießens gelegt worden.
Jetzt komme es darauf an, die Vereinbarung mit Leben zu füllen und auf dem Weg zu Frieden und Aussöhnung alle gesellschaftlichen Kräfte des Landes mitzunehmen, unterstrich Steinmeier. Er wünsche sich, dass der Erfolg von Havanna einen Impuls für den stockenden Verhandlungsprozess mit der zweiten Guerilla-Gruppe des Landes, der ELN geben kann. Die Regierung in Bogotá führt derzeit Sondierungsgespräche mit der ELN.
Zugleich versprach Steinmeier, Deutschland stehe an der Seite Kolumbiens und werde mit dem Kolumbien-Sonderbeauftragten des Auswärtigen Amts, Tom Koenigs (Grüne), die Anstrengungen des Landes für eine nachhaltige und dauerhafte Befriedung nach Kräften unterstützen.
Glückwunsch vom US-Präsidenten
US-Präsident Barack Obama gratulierte den Konfliktparteien ebenfalls zu dem Friedensschuss. In einem Telefonat mit Präsident Santos habe Obama von einem "historischen Tag" gesprochen, teilte das Weiße Haus mit. Die USA wollten Kolumbien "in dem langen Prozess zur vollen Umsetzung eines gerechten und dauerhaften Friedens" unterstützen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sicherte dem Land ebenfalls umfangreiche Unterstützung zu. "Wir werden zu Kolumbien stehen in seinem Bemühen, eine Zukunft in Frieden aufzubauen", sagte Ban nach Angaben seines Sprechers.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini begrüßte den Friedensvertrag mit Begeisterung. Dies sei ein "Grund zum Feiern", sagte Mogherini. "Es ist eine historische und einmalige Chance auf Frieden in Kolumbien."
Dreienhalb Jahre Verhandlungen
Nach dreieinhalb Jahren Verhandlungen legten Regierung und FARC am Mittwoch ein Friedensabkommen vor, das sie in Kubas Hauptstadt Havanna ausgehandelt hatten. Die feierliche Unterzeichnung ist für den 23. September geplant. Am 2. Oktober soll die Bevölkerung in einem Referendum über den Friedensvertrag entscheiden.
Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechtsextremen Paramilitärs hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. In dem seither währenden Krieg wurden rund 340.000 Menschen getötet, davon 80 Prozent Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben.
cr/qu (afp, epd, dpa)