Hochklassige Duelle auf heiligem Rasen
26. Juni 2016Ganz in weiß, immer auf die Wahrung der Etikette bedacht und "very british" startet am Montag in Wimbledon das dritte Tennis-Grand-Slam-Turnier des Jahres. Vier Tage nach dem Brexit schaut dann nicht mehr alles aus politischen, sondern aus sportlichen Gründen nach London. Bei dem von vielen Spielerinnen und Spielern als "wichtigstes Turnier" bezeichneten Event geht es etwas anders zu, als bei den restlichen Turnieren des Terminkalenders. Nur weiße Kleidung ist auf dem "heiligen Rasen" des All England Tennis and Cricket Club erlaubt, es soll beim Spielen nicht allzu laut gestöhnt werden. Auf den Rängen trinken die Zuschauer Champagner und löffeln frische Erdbeeren, und am Ende gibt es den Siegerpokal aus den Händen des Herzogs von Kent.
Kein drittes Finale Djokovic gegen Federer
Als Top-Favoriten gehen die als Nummer eins und zwei gesetzten Novak Djokovic aus Serbien und Andy Murray aus Schottland ins Rennen, die sich bereits bei den French Open in Paris im Endspiel duellierten. Djokovic hat die vergangenen vier Grand-Slam-Turniere gewonnen und startet als Titelverteidiger. Er trifft in der ersten Runde auf den gebürtigen Londoner James Ward. Murray bekommt es mit dem Briten Liam Broady zu tun, der aktuellen Nummer 234 der Weltrangliste. Auf den weiteren Plätzen der Setzliste folgen die beiden Schweizer Roger Federer und Stan Wawrinka. Ein drittes Mal in Folge im Finale können Federer und Djokovic in diesem Jahr nicht aufeinander treffen. Sollten sie alle ihre Spiele gewinnen, stünden sie sich bereits im Halbfinale gegenüber. Der Spanier Rafael Nadal sagte seinen Start in Wimbledon verletzungsbedingt ab.
Nicht restlos glücklich mit der Auslosung können die deutschen Spieler sein: Florian Mayer trifft wie schon im Halbfinale des Rasenturniers in Halle auf den Österreicher Dominic Thiem und hat damit ein schwieriges Auftakt-Los erwischt. Vor einer Woche setzte sich Mayer gegen den Weltranglisten-Achten durch und gewann anschließend auch das Finale gegen Alexander Zverev. Der derzeit beste deutsche Tennisspieler Philipp Kohlschreiber muss gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert antreten. Zverev bekommt es mit Herberts Landsmann Paul-Henri Mathieu zu tun. Dustin Brown, der nur über eine Wildcard den Einzug ins Hauptfeld schaffte, spielt gegen Dusan Lajovic aus Serbien.
Stellt Williams den Graf-Rekord ein?
Bei den Damen schaut alles auf Serena Williams und erwartet ihre Antwort auf die Finalniederlage gegen Garbine Muguruza bei den French Open in Paris. Williams könnte mit einem Erfolg in Wimbledon ihren 22 Grand-Slam-Titel gewinnen und den Rekord von Steffi Graf einstellen. Sie tritt zunächst gegen eine Qualifikantin an.
Bereits im ersten Grand-Slam-Finale des Jahres, dem Endspiel der Australian Open in Melbourne, hatte die Nummer eins der Welt gegen Angelique Kerber den Kürzeren gezogen. Die Deutsche war in Paris bereits in der ersten Runde ausgeschieden und hofft nun, in Wimbledon wieder in die letzten Runden vorzustoßen.
Zum Auftakt muss Kerber gegen die britische Außenseiterin Laura Robson antreten. Linkshänderin Robson ist derzeit nur Nummer 294 der Tennis-Welt. "Sie ist lange verletzungsbedingt raus und hat noch nicht zu alter Form gefunden", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner über Robson.Im direkten Vergleich mit der gebürtigen Australierin führt Kerber mit 2:1, allerdings hat sie das einzige Duell auf Rasen vor fünf Jahren in Wimbledon verloren. "Ich will bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitreden", betonte die Deutsche im Vorfeld. Die 28-Jährige zählt trotz ihrer zuletzt schwankenden Leistungen in London zum Kreis der Favoritinnen. Die frühere Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki bekommt es in Runde eins mit Shelby Rogers aus den USA zu tun. Andrea Petkovic spielt gegen Nao Hibino aus Japan.