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Film

Hongkong erweitert Filmzensur

24. August 2021

Erneut wird die Kunstfreiheit eingeschränkt: Wegen angeblicher Verstöße gegen die nationale Sicherheit werden jetzt auch ältere Filme zensiert.

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Drei Menschen sitzen mit 3-D-Brillen im Kino.
Auch ältere Filme, zum Beispiel "Sieben Jahre in Tibet" mit Brad Pitt, werden in Hongkong nun nicht zu sehen seinBild: Felipe Dana/AP/picture alliance

Die Behörden in Hongkong haben ein neues Zensurgesetz vorgestellt: Von nun an müssen nicht nur Neuerscheinungen die Zensur passieren, auch alle älteren Filme werden noch einmal geprüft. "Jeder Film, der öffentlich gezeigt wird, ob in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft, muss genehmigt werden", sagte der Hongkonger Handelsminister Edward Yau.

Dabei geht es darum, Kritik an der chinesischen Regierung zu unterbinden - und deren Kontrolle über Hongkong zu zementieren. Verboten werden alle Inhalte, die von den Behörden als Aufrufe zur Spaltung, zum Umsturz, zum Terrorismus oder als geheime Absprachen mit ausländischen Kräften gedeutet werden. Die Maßnahme folgt unter anderem auf ein Verbot, die diesjährige Oscar-Verleihung in Hongkong im Fernsehen zu übertragen.

Keine guten Nachrichten für die einst florierende Filmszene in der Sonderverwaltungsregion: Die Hongkonger Filmemacher zählen zu den besten weltweit, in der Stadt gibt es noch immer einige bekannte Studios und eine blühende Indie-Szene.

"Liebe zur Partei und Dienst am Sozialismus"

Die verstummte Demokratiebewegung

Gegen den wachsenden Einfluss Chinas hatte es in Hongkong 2019 monatelange Massenproteste gegeben. Als Reaktion darauf erließ die chinesische Führung im vergangenen Jahr das sogenannte Sicherheitsgesetz, das den Behörden in Hongkong ein hartes Vorgehen gegen alle Aktivitäten erlaubt, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen. Was vor allen Dingen bedeutet: Aktivitäten, die den Interessen der Partei widersprechen. Forschung, Wissenschaft, Medien, Presse und die Künste werden seitdemstreng eingeschränkt.

So gelten seit März 2021 in China beispielsweise "Benimmregeln" für Künstler: Zu den wichtigsten Geboten zählt demnach die "Liebe zur Partei und ihren Prinzipien" und der Dienst an "den Menschen und dem Sozialismus". Statt freier Kunstausübung steht nun der Dienst für die Kommunistischen Partei im Vordergrund.

In Hongkong wird durch das neue Gesetz die Höchststrafe für die Vorführung illegaler Filme nun auf bis zu drei Jahre Haft erhöht, es droht eine Geldstrafe von umgerechnet rund 110.000 Euro. Zwar muss das Gesetz noch vom Parlament verabschiedet werden, doch das gilt als so gut wie sicher: Schließlich sitzen im Parlament seit vergangenem Jahr keine Oppositionspolitiker mehr, nachdem chinesische Behörden die Opposition zum Aufgeben gezwungen und demokratische Kräfte durch eine Wahlrechtsreform effektiv von der Wahl ausgeschlossen hatten.

cl/nw (mit afp)