Hongkonger Studentenführer freigesprochen
7. Juni 2016Ein Hongkonger Gericht hat den Studentenführer Joshua Wong und drei seiner Mitstreiter von einer Anklage wegen Behinderung der Polizei im Zusammenhang mit Protesten gegen die Führung in Peking freigesprochen. Sie hatten im Juni 2014 unter anderem die Kopie eines Weißbuchs der Volksrepublik China zur Kontrolle über Hongkong öffentlich verbrannt. Ihnen drohte eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren.
Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich zwei Dutzend Unterstützer der Angeklagten mit gelben Regenschirmen - dem Symbol der Protestbewegung gegen die Vorherrschaft aus China, die in Hongkong zeitweise zehntausende Menschen auf die Straße brachte. Der 19-jährige Wong sagte nach dem Urteil, der Ausgang des Prozesses beweise, dass es um eine "politische Verfolgung" gegangen sei. Der ebenfalls freigesprochene Studentenführer Nathan Law von der Protestbewegung Occupy hatte vor Beginn des Verfahrens gesagt: "Wir werden uns den chinesischen Behörden nicht beugen."
Ende 2014 hatten Tausende Demonstranten für mehr Demokratie in Chinas Sonderverwaltungszone protestiert. Über mehrere Wochen hielten sie damals Straßen besetzt. Durch die "Occupy"-Proteste war das Leben in Teilen Hongkongs gut zwei Monate lang zum Stillstand gekommen. Regenschirme wurden zum Symbol der Proteste, weil sich Demonstranten mit ihnen vor dem Tränengas schützten, das Polizisten auf sie abfeuerten. Wong war als Gründer der Aktivistengruppe "Scholarism" eine Führungsfigur der Bewegung.
Wahl mit Vorauswahl
Schließlich lösten die Behörden die Proteste auf. Die Demokratiebewegung in Hongkong fordert freie Wahlen in der ehemaligen britischen Kronkolonie und jetzigen chinesischen Sonderverwaltungszone. Gemäß einer Wahlrechtsreform sollen die Hongkonger Bürger 2017 erstmals ihren Verwaltungschef wählen. Peking behielt sich allerdings das Recht vor, die Kandidaten auszuwählen.
Die Studentenführer der Demokratiebewegung hatten im April eine neue Partei gegründet. Die Partei Demosisto werde sich für ein Referendum über die Zukunft von Hongkong einsetzen, teilte Wong damals mit. "Es ist Zeit, für unsere Selbstbestimmung zu kämpfen", sagte er bei einer Pressekonferenz. Bei dem geplanten Referendum solle die Unabhängigkeit von China eine der Optionen sein.
stu/sti (afp, dpa)