Hunderte Tote bei Kämpfen in Bangui
7. Dezember 2013In den Leichenhallen und auf den Straßen der Hauptstadt Bangui wurden laut Rotem Kreuz 281 Tote gezählt. Die Helfer seien aber noch nicht in alle Stadtviertel vorgedrungen, wo nach Zeugenaussagen noch zahlreiche weitere Leichen geborgen werden müssten. Damit liegt die Zahl der Menschen, die innerhalb von zwei Tagen bei Kämpfen zwischen muslimischen Rebellen und christlichen Gruppen getötet wurden, deutlich höher als bislang angenommen. Bisher war die Zahl der Toten mit etwa 105 beziffert worden.
Aus Furcht vor Übergriffen marodierender Banden (Artikelbild) suchen tausende Menschen Zuflucht am Hauptstadtflughafen von Bangui. Nur Stacheldrahtzäune hinderten sie an einer Stürmung des Flughafengeländes.
Französischer Militäreinsatz angelaufen
Französische Soldaten begannen derweil offiziell mit dem erweiterten Militäreinsatz, um das seit Monaten andauernde Blutvergießen zu beenden. Die Truppen hätten Patrouillen in der Hauptstadt Bangui aufgenommen, sagte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Der vom UN-Sicherheitsrat genehmigte Einsatz solle nur "kurze Zeit" dauern, so Le Drian. Hunderte französische Soldaten wurden mit Panzerfahrzeugen und Militärhubschraubern in die Krisenregion entsandt. Präsident Francois Hollande stockte das Truppenkontingent auf 1600 Mann auf. Neben den Franzosen sollen rund 3600 Soldaten der Afrikanischen Union (AU) zum Einsatz kommen.
Hilfsangebote aus Berlin, London und Brüssel
Das Bundesverteidigungsministerium erwägt logistische Hilfe beim Lufttransport von Soldaten. Deutschland verfüge über fünf zum Truppentransport geeignete Flugzeuge vom Typ A310, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. Manche Maschinen könnten auch Güter transportieren und Luftbetankungen vornehmen. Frankreich müsse eine solche Hilfe allerdings erst anfordern. Die britischen Luftstreitkräfte schickten ein Transportflugzeug in das Krisengebiet, um "französisches Material nach Zentralafrika zu bringen", wie Außenminister William Hague sagte. Die Europäische Union will den Militäreinsatz mit 50 Millionen Euro unterstützen.
Das rohstoffreiche Land war ins Chaos gestürzt, nachdem im März muslimische Rebellen die Macht übernommen und Präsident François Bozizé gestürzt hatten. Inzwischen amtiert der Chef der früheren Rebellenallianz Séléka, Michel Djotodia, als Übergangspräsident. Allerdings ist auch seine Machtbasis schwach. Er hat erhebliche Schwierigkeiten, sein nur loses Bündnis von muslimischen Kämpfern zu kontrollieren.
Etwa ein Drittel der Bevölkerung des Landes sind Muslime, zwei Drittel Christen. Rund ein Zehntel der rund 4,6 Millionen Zentralafrikaner ist nach Schätzungen inzwischen auf der Flucht.
qu/rb/sc (dpa, rtr, afp)