Hunderttausende gegen Maduro
2. September 2016Der Druck auf Venezuelas Präsident Nicolás Maduro wächst. Im Osten der Hauptstadt Caracas gingen mehrere hunderttausend regierungskritische Demonstranten auf die Straße. Ihnen stellten sich im Zentrum der Hauptstadt Maduros Anhänger entgegen. Ein Großaufgebot der Polizei versuchte, die Lager auseinanderzuhalten.
Oppositionssprecher Jesús Torrealba sprach nach dem friedlichen Ende des Protests von der "größten Demonstration der letzten Jahrzehnte". An dem "historischen Marsch" hätten zwischen 950.000 und 1,1 Millionen Menschen teilgenommen. Offizielle Angaben zur Zahl der Teilnehmer lagen nicht vor, Schätzungen von Medien beliefen sich auf mehrere hunderttausend Demonstranten.
"Venezuela verhungert"
Der Osten von Caracas gilt als Hochburg der konservativen Opposition. Dort fanden sich viele in weiß gekleidete Demonstranten ein, schwenkten venezolanische Flaggen und trugen Plakate mit Slogans wie "Wechsel" oder "Referendum jetzt". An Maduro gerichtet riefen sie: "Er wird fallen, diese Regierung wird fallen!" und "Venezuela verhungert".
Die Opposition beklagte mehrere Festnahmen im Vorfeld der Demonstrationen. So schrieben Oppositionsanhänger aus der Provinz in sozialen Netzwerken, sie seien daran gehindert worden, in Busse zu steigen, die sie zu den Demonstrationen bringen sollten. Nach Angaben der Behörden wurden im Vorfeld drei Oppositionsführer festgenommen. Laut Oppositionsführer Henrique Capriles wurden außerdem zwei Bürgermeister festgenommen.
Maduros Rückhalt in der Bevölkerung schwindet
Im Zentrum von Caracas marschierten hingegen tausende "Chavistas" - benannt nach Maduros Vorgänger Hugo Chávez, der von 1999 bis zu seinem Tod im Jahr 2013 Staatspräsident war. "Das Volk ist mit Dir", rief dort die Menge an Maduro gerichtet. Das Aufgebot der Regierungsanhänger war aber insgesamt kleiner, Maduro selbst gab dies indirekt zu und schätzte es auf bis zu 30.000. Dennoch sagte Maduro: "Heute haben wir einen Staatsstreich niedergeschlagen", rief der Sozialist seinen Anhängern zu. "Sie sind erneut gescheitert. Der Sieg ist unser."
Die sozialistische Regierung von Venezuela kämpft gegen eine schwere Wirtschaftskrise infolge des gesunkenen Ölpreises. Sie wird von einer massiven Inflation, schweren Versorgungsengpässen und einem besorgniserregenden Anstieg der Kriminalität begleitet. Wegen der Krise schwindet in der Bevölkerung der Rückhalt für die seit 17 Jahren regierenden Sozialisten. Die Opposition fordert daher Maduros Absetzung.
Opposition: Wir demonstrieren bis zur Absetzung
Die Regierungsgegner hatten im Mai weit mehr als die für die derzeitige Etappe zur Erzwingung einer Volksabstimmung erforderlichen 200.000 Unterschriften eingereicht - nämlich 1,8 Millionen. Die nationale Wahlkommission gab Mitte August einen Zeitplan heraus, der die Abhaltung eines Referendums über die Absetzung Maduros bis 2017 verzögern könnte.
Um den Druck aufrechtzuerhalten, rief die Opposition für kommenden Mittwoch und den 14. September erneut zu Protesten gegen Maduro auf. Venezuela habe gezeigt, dass es "einen Wandel" wolle, sagte Oppositionssprecher Torrealba. Die Opposition werde ihr Recht auf friedliche Demonstrationen solange wahrnehmen, bis sie ihr Ziel erreicht habe.
cw/haz (afp, rtrf)