IEA warnt vor billigen Öl
10. November 2015Mit Blick auf den bevorstehenden Klimagipfel in Paris müsse es eine klare Richtung für die beschleunigte Transformation im weltweiten Energiesektor geben, sagt IEA-Chef Fatih Birol bei der Vorstellung des aktuelle World Energy Outlook 2015.
Bleibt es beim niedrigen Ölpreis?
Nach Angaben des World Energie Outlooks (WEO) haben sich in den letzten 12 Monaten "die Anzeichen für die Veränderungen im globalen Energiesektor vervielfacht". Im Sommer 2014 lag der Ölpreis noch bei über 100 US-Dollar pro Barrel, aktuell nur bei etwa 45 Dollar.
Als Hauptursache sieht die IEA das stark ausgeweitete Angebot der Erdölexportierenden Länder (Opec) mit Saudi-Arabien an der Spitze. Damit wolle sie die Konkurrenz durch das per Fracking gewonnene Öl in den USA bekämpfen. Zwar gehen die Experten davon aus, dass der Ölpreis bis 2020 auf rund 80 Dollar wieder ansteigen könnte, doch auch einen länger anhaltend niedrigen Ölpreis schließen sie nicht aus.
Stürmische Zeiten für Kohle
Laut IEA hat sich der Anteil von Kohle am globalen Energiemix von 23 Prozent im Jahr 2000 auf derzeit 29 Prozent erhöht, doch dieser Anstieg verliere an Schwung, "dem Brennstoff steht eine Schicksalswende bevor", so der Report. Als Grund nennen die Experten "den starken Gegenwind durch die Gesetzgebung" in den westlichen Industrieländern, den sogenannten OECD-Ländern. Bis 2040 würde der Verbrauch in diesen Ländern um 40 Prozent fallen, in der EU um rund zwei Drittel.
Einen Anstieg des Kohlebedarfs sehen die Experten dagegen in Indien und Südostasien. Der globale Kohleverbrauch läge demnach im Jahr 2040 voraussichtlich zu 80 Prozent auf dem asiatischen Kontinent.
Zugleich warnen die Experten aber auch vor den Folgen der Kohleverbrennung. "Die weltweite Nutzung von Kohle ist nur mit strengen Umweltrichtlinien vereinbar, die die Luftbelastung verringern, sowie der sicheren und kosteneffizienten Abscheidung und Speicherung von CO2, der CCS-Technologie."
Weniger CO2 mit Effizienz und erneuerbaren Energien
Einen globalen Umbruch zu einer Energieversorgung mit weniger CO2 beobachtet die IEA im Stromsektor, vor allem auch China und Indien steigerten jetzt stark den Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis 2040, so die Prognose, hätten die erneuerbaren Energien einen Anteil am Strommix von 50 Prozent in der EU, etwa 30 Prozent in China und Japan und über 25 Prozent in den USA und Indien.
Nach Ansicht der IEA bleibt der Umstieg auf eine CO2-arme Stromversorgung in den meisten Regionen erschwinglich. Der Grund läge in zwei gegenläufigen Trends. So wird "die Gewinnung von Öl und Erdgas zunehmend teurer, während die Kosten für erneuerbare Energien und effizientere Verbrauchertechnologen weiter fallen", so der Report.
Für die CO2-arme Energieversorgung spielt nach Einschätzung der IEA die Energieeffizienz eine wichtige Rolle. Verpflichtende Vorgaben von der Politik nähmen weltweit zu, schöpften jedoch das Potential der Verbesserungen "bei weitem nicht aus". Ein hohes Potential für Energieeinsparungen sehen die Experten vor allem bei der energieintensiven Produktion von Stahl, Zement, Plastik und Aluminium.
Klimaziele brauchen Schub für globale Energiewende
Verantwortlich für den Klimawandel sind vor allem die fossilen Energien. Über 75 Prozent aller Treibhausgase entstehen bei der Gewinnung und Verbrennung von Kohle, Öl und Gas.
Um klimafreundliche Energien zu fördern, wurden nach Angaben der IEA die erneuerbaren Energien weltweit im Jahr 2014 mit 112 Milliarden Euro subventioniert. Die direkten Subventionen fossiler Brennstoffe liegen nach Angaben der IEA bisher wesentlich höher, bei knapp 500 Milliarden Dollar.
Der Report sieht Zeichen für die "dringend benötigte globale Energiewende", dennoch reiche die Geschwindigkeit für eine dauerhafte CO2-Reduktion nicht aus. Aus diesem Grund schlägt die IEA in einem Sonderbericht Maßnahmen vor, damit das Zwei-Grad-Ziel kostengünstig erreicht werden kann: Dazu zählen mehr Energieeffizienz bei Industrie, Gebäuden und Verkehr, weniger Kohlekraft und der Verbot von neuen Kohlekraftwerken. Darüber hinaus empfiehlt die IEA, Subventionen für fossile Energien abzuschaffen.
Einen besonderen Handlungsbedarf gibt es nach Angaben der IEA auch bei den Emissionen von Methan, die bei der Gewinnung von Öl und Erdgas entstehen. "Diese Emissionen des starken Treibhausgases ziehen die Umweltvorteile von Erdgas in Mitleidenschaft, wenn keine Politikmaßnahmen ergriffen werden, um dies Lecks einzudämmen", so der Report.
Mit Blick auf die Klimakonferenz in Paris empfiehlt die IEA ein Rahmenwerk für Klimaschutzmaßnahmen, um die Emissionen zu senken und das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Wichtig wären "die richtigen Signale für Investitionen in einen kohlenstoffarmen, hochgradig effizienten Energiesektor und eine glaubwürdige Vision einer langfristen Dekarbonisierung".