Ifo-Institut: Rezession milder als erwartet
14. Dezember 2022"Die erwartete Winterrezession wird milder ausfallen als bislang angenommen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmerhäuser. "In den beiden Quartalen des Winterhalbjahres 2022/23 schrumpft das Bruttoinlandsprodukt zwar, aber danach geht es wieder aufwärts." Das sagen die Münchner Forscher in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Ausblick voraus. Im September hatten sie noch einen Rückgang von 0,3 Prozent vorausgesagt.
Für das zu Ende gehende Jahr erhöhte das Ifo seine Wachstumsprognose von 1,6 auf 1,8 Prozent. "Insbesondere das dritte Quartal 2022 war mit plus 0,4 Prozent viel besser als gedacht", erläuterte Wollmershäuser. 2024 soll das Plus dann mit 1,6 Prozent ähnlich hoch ausfallen.
Inflationsdruck soll sinken
Eine leichte Entspannung sehen die Ökonomen bei der Inflation: Die Verbraucherpreise dürften 2023 mit 6,4 Prozent nicht nur langsamer steigen als im zu Ende gehenden Jahr mit 7,8 Prozent, sondern auch weit geringer als bislang mit 9,3 Prozent geschätzt. Die Zahlen seien deutlich niedriger als noch im Herbst angenommen, "weil sie nun die Strom- und Gaspreisbremse berücksichtigen". Mit der staatlichen Hilfe werden Haushalte entlastet von den infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine stark gestiegenen Energiekosten. 2024 soll die Teuerungsrate dann auf 2,8 Prozent fallen.
Die stark steigenden Preise dürften vor allem in den kommenden Monaten die verfügbaren Realeinkommen der privaten Haushalte sinken lassen und damit die Konjunktur abkühlen. "Erst ab der zweiten Jahreshälfte dürften die Einkommen im Verlauf wieder stärker zulegen als die Preise und damit der private Konsum an Fahrt aufnehmen", erklärte das Ifo-Institut.
Aber nur, wenn das Gas reicht
Die Kurzarbeit dürfte im Winterhalbjahr vorübergehend wieder steigen, gleichzeitig der Beschäftigungsaufbau weitestgehend zum Erliegen kommen. Der Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen dürfte sich von etwa 554.000 im zu Ende gehenden auf 77.000 im nächsten und 80.000 im übernächsten Jahr verlangsamen. Die Arbeitslosigkeit soll 2023 um 84.000 Personen steigen, 2024 aber wieder um 117.000 sinken. "Bei allem wird unterstellt, dass es in den kommenden beiden Jahren zu keiner Gasmangellage kommt", betonte das Ifo-Institut.
dk/hb (dpa, rtr, Ifo)