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Antikörper verschwinden nach Corona-Infektion wieder

17. April 2021

Laut neuer Daten der Rheinland-Studie lässt der Antikörperschutz vor allem nach einer symptomfreien oder leichten Corona-Infektion schnell nach. Die Immunität hält also nur begrenzt.

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Deutschland | Corona-Test | Symbolfoto
Bild: picture-alliance/dpa/C. Hardt

Wer eine Corona-Infektion überstanden hat, ist zunächst einmal vor einer erneuten Erkrankung geschützt, weil das Immunsystem des Körpers entsprechende Antikörper gebildet hat. Nach einer gewissen Zeit verschwinden diese Antikörper wieder.

Das bedeutet aber nicht, dass Genesene dann gar keinen Schutz mehr haben. Denn trotz fehlender Antikörper schützen die sogenannten T-Zellen wie eine Art Gedächtniszellen vor einer erneuten Erkrankung.

Daten aus dem Raum Bonn, die das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) letztes Jahr im Rahmen der langfristig angelegten Rheinland-Studie gesammelt hat, haben nun gezeigt, dass jeder fünfte Genesene bereits nach einem halben Jahr keine Antikörper mehr hat.

Zwischen April und Juni 2020 wurden rund 5100 Erwachsene aus Bonn auf Antikörper gegen das Coronavirus untersucht. Bei 22 Studienteilnehmenden konnten "neutralisierende", also besonders wirksame Antikörper nachgewiesen werden, die das Eindringen von SARS-CoV-2 in Zellen verhindern. Die meisten Teilnehmer hatten allerdings nur milde oder gar keine Symptome oder wussten zum Teil gar nicht, dass sie an COVID-19 erkrankt waren. 

Andere Coronaviren ausgeschlossen

Dass diese Antikörper gefunden wurden, deutet aber auf einen früheren Kontakt mit dem neuartigen Corona-Virus hin. Denn bei einem positiven Erstbefund durchliefen die Proben zusätzlich einen "Plaque-Reduktions-Neutralisationstest", mit dem man nachweisen kann, dass die gebildeten Antikörper sich spezifisch gegen SARS-CoV-2 richteten und nicht gegen andere Coronaviren, die uns uns bereits seit Jahren umgeben und etwa normale Erkältungen auslösen. Das Team der Rheinland-Studie arbeitete dabei eng mit dem Institut für Virologie an der Berliner Charité zusammen. 

Kommt die Herdenimmunität?

Im September 2020, also 120 Tage nach der ersten Blut­probe wurden alle Positiv-Getesteten erneut untersucht. Bei den meisten Teilnehmenden war der Titer der neutralisierenden Antikörper deutlich zurückgegangen. Der Rückgang der Antikörper weist darauf hin, dass die Immunität nach leichten oder asymptomatischen Infektionen mit dem Coronavirus von begrenzter Dauer ist.

Ausgeklügeltes Immunsystem

Allerdings ist für die Immunantwort nicht nur das Vorhandensein von Antikörpern entscheidend, so Dr. Ahmad Aziz, DZNE-Wissenschaftler und Erstautor der aktuellen Studie: "Der Rückgang an Antikörpern scheint relativ schnell zu gehen. Das Immunsystem hat allerdings weitere Instrumente, um Krankheitserreger abzuwehren. Antikörper sind zweifellos bedeutsam, aber nur Teil eines größeren Arsenals. Andere Studien deuten darauf hin, dass eine andere Komponente, die wir die zelluläre Immunantwort nennen, trotz fallender Antikörper-Spiegel weiterhin Bestand haben kann."

Einige Menschen könnten trotz fehlender Antikörper durch die sogenannten T-Zellen vor einer erneuten Erkrankung sicher sein.

Neue Studie der Charité zur Kreuzaktivität

Zur Rolle der T-Zellen gibt es auch ein neues, noch nicht begutachtetes Preprint aus der Berliner Charité zur "Kreuzreaktivität", an dem auch Prof. Christian Drosten, der Leiter der Virologie, beteiligt war. Gibt es einen Schutzeffekt gegen SARS-CoV-2 durch eine vorherige Infektion mit einem Erkältungs-Coronavirus?

Wenn man genau hinschaue, so Drosten im NDR-Podcast, "dann sieht man, dass bei Patienten, die dieses SARS-2-Virus noch gar nicht hinter sich haben, dennoch an einem bestimmten Teil, und das ist der S2-Teil des SARS-2-Oberflächenproteins, des Spike-Proteins, also der Teil, der eigentlich die Stelze dieses Glykoproteins darstellt, eine Reaktivität besteht der T-Zellen".

Liefert dies eine Erklärung dafür, warum circa ein Fünftel der Infizierten keine oder nur sehr schwache Symptome entwickelt? Ist das möglicherweise auch der Grund, warum Impfstoffe teilweise bereits nach der ersten Dosis eine erstaunlich hohe Wirksamkeit erzielen? Reagiert das Immungedächtnis so möglicherweise aufgrund einer vorherigen Infektion mit anderen Coronaviren? Die Forscher versuchen nun, diese Fragen zu beantworten.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund