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Inflation und Krieg belasten Konsumklima

28. Juni 2022

Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland sinkt auf ein neues Rekordtief. Nach Angaben des Forschungsunternehmens GfK liegt das an den steigenden Preisen und dem Krieg in der Ukraine.

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Deutschland | Schließende Geschäfte in den Innenstädten
Bild: Sven Simon/picture alliance

Der Konsumklima-Index des Nürnberger Markforschers GfK signalisiert für Juli einen Rückgang um 1,2 Zähler auf minus 27,4 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der gesamtdeutschen Umfrage 1991, wie die GfK am Dienstag mitteilte. Vor allem der Anstieg der Lebenshaltungskosten von derzeit knapp acht Prozent drücke "schwer auf die Stimmung der Verbraucher und schickt diese auf Talfahrt", erklärte die GfK

Für ihre repräsentativen Studien zum Konsumklima führt die GfK monatlich Interviews mit Verbrauchern zu ihrer Konjunkturerwartung, ihrer Einkommenserwartung und ihrer Anschaffungsneigung. Für die aktuelle Erhebung wurden vom 2. bis 13. Mai rund 2000 Menschen befragt. Der Konsum gilt als eine wichtige Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.

Schwache Binnenkonjunktur

"Der anhaltende Krieg in der Ukraine sowie unterbrochene Lieferketten lassen vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise explodieren und führen dazu, dass sich das Konsumklima so trüb wie noch nie zeigt", erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl am Dienstag.

Die hohe Inflation drücke auf die Stimmung, so Bürkl, die Kaufkraft schmelze dahin. Die Hoffnung, dass die in der Pandemie angehäuften Ersparnisse in Anschaffungen umgesetzt würden, werde sich vermutlich nicht erfüllen. "Wenn für Energie und Lebensmittel von den privaten Haushalten deutlich mehr gezahlt werden muss, stehen entsprechend weniger finanzielle Mittel, vor allem für größere Anschaffungen, zur Verfügung", heißt es in einer GfK-Mitteilung.

Dadurch werde die Binnenkonjunktur auch in den kommenden Monaten leiden. Bürkl forderte die Europäische Zentralbank zu einer maßvollen Geldpolitik auf. Die Inflation müsse zurückgedrängt werden. Allerdings dürfe die Konjunktur aber nicht durch zu große Zinssprünge abgewürgt werden.

Statistisches Bundesamt gibt Inflationsrate für März 2017 bekannt
Auch für den "Exportmeister" Deutschland ist der Binnenkonsum ein wichtiger KonjunkturfaktorBild: Daniel Bockwoldt/dpa/picture alliance

Kein Stimmungsaufheller in Sicht

Das GfK-Barometer sank in diesem Jahr bereits zum fünften Mal. Für eine nachhaltige Trendwende beim Konsumklima sei neben einem Ende des Ukraine-Krieges vor allem entscheidend, dass die Inflationsrate von aktuell 7,9 Prozent nachlasse, erklärten die Marktforscher. Danach sieht es vorerst aber nicht aus. Wenn das Statistische Bundesamt am Mittwoch die Inflationsdaten für Juni veröffentlicht, dürfte der Wert nach einer neuen Prognose von Ökonomen auf 8,0 Prozent steigen.

"Woher soll noch gute Laune beim Konsumenten kommen? Bei jedem Gang in den Supermarkt ist die Rechnung höher als beim Einkauf zuvor", kommentierte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle die Entwicklung. "Die Konsumenten verlieren nicht nur real massiv an Kaufkraft und können sich daher weniger leisten. Sie fühlen sich sogar noch ärmer als sie eigentlich sind, weil die beim täglichen Konsum gefühlte Inflation um ein Vielfaches über der amtlich gemessenen Inflationsrate liegt."

An der schlechten Kauflaune der Verbraucher dürfte sich so schnell nichts ändern, sagte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger: "Solange weitere Energiepreissteigerungen drohen".

Allgemeine Rezessionsangst

Die deutschen Verbraucher sehen derweil "ein großes Risiko dafür, dass die deutsche Wirtschaft in die Rezession abrutschen könnte", erklärte die GfK. Lieferkettenprobleme sowie der Ukraine-Krieg behinderten derzeit auch die Produktion in Deutschland.

Zudem drohe wegen der hohen Inflation der private Konsum als wichtige Stütze für das Wirtschaftswachstum auszufallen. Die Einkommenserwartung setzte im Juni ihre steile Talfahrt fort und rutschte mit minus 33,5 Punkten auf den niedrigsten Wert seit fast 20 Jahren.

Die Bereitschaft für größere Einkäufe sackte ebenfalls ab. Diese sogenannte Anschaffungsneigung fiel auf minus 13,7 Zähler - ein niedrigerer Wert wurde zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2008 gemessen.

dk/bea (dpa, rtr, afp)