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Deutschland von außen: „Alles wird bleiben, wie es nie war?“

Steffen Heinze
27. September 2017

Politiker, Publizisten und Wissenschaftler aus aller Welt skizzieren in Gastbeiträgen ihre Erwartungen an Deutschland im Lichte der Bundestagswahl: Viviane Reding, Alfred Grosser, Lizzie Doron, Fritz Breithaupt ...

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Deutschland Wahlplakat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin
Bild: picture-alliance/NurPhoto/E. Contini

Bei den Gastbeiträgen zur Bundestagswahl auf dw.com welchseln kritische und wohlwollende Töne – unter anderen vom früheren afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, der israelischen Autorin Lizzie Doron und dem deutsch-französischen Publizisten Alfred Grosser.

Yanis Varoufakis, ehemaliger Finanzminister Griechenlands, fürchtet, „dass eine Mehrheit in Deutschland unter der gefährlichen Illusion leidet, dass es in Deutschland gut läuft“. Der Bundeshaushalt sei zwar im Plus, doch „diese Überschüsse sind ein Zeichen von Schwäche, nicht Stärke. Sie sind die Vorboten von großen Härten, die die meisten Deutschen jetzt und in Zukunft erleiden werden“, so der Ökonom.

Die nächste Bundesregierung werde „vor beispiellosen Herausforderungen an allen Fronten“ stehen, schreibt die EU-Parlamentarierin Viviane Reding in ihrem Gastbeitrag. Die ehemalige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission erwartet von Deutschland noch mehr europäischen Geist. „Europäer haben Visionäres geschaffen, etwa die Eurozone und den Schengen-Raum, jedoch ohne die notwendigen institutionellen und finanziellen Mittel für deren reibungsloses Gelingen. Es wird höchste Zeit, diese Fehler zu beheben.“

Zitattafel von Asfa-Wossen Asserate

Europa müsse von seiner „desaströsen Wirtschafts- und Handelspolitik Abschied nehmen und endlich damit aufhören, seine Agrarindustrie auf Kosten der Entwicklungsländer zu subventionieren“. Das schreibt Asfa-Wossen Asserate, Mitglied des ehemaligen äthiopischen Kaiserhauses, in seinem Gastbeitrag auf dw.com. Deutschland sollte sich den Fluchtursachen stellen und „seine Wirtschaftspolitik und Entwicklungshilfe neu ausrichten“. Die „größten Exporteure von Migranten“ seien die afrikanischen Gewaltherrscher, „die ihren Völkern keine Möglichkeit geben, ein menschenwürdiges Dasein zu führen. Dank der Appeasement-Politik des Westens seit nunmehr 50 Jahren werden diese Diktatoren mit milliardenschweren Zuschüssen von den Steuergeldern der Europäer alimentiert.“

Der deutsch-französische Publizist Alfred Grosser stellt in seinem Gastbeitrag die Frage, warum der Haushaltsüberschuss in Deutschland „nicht verwendet wird, um Schulen, Straßen und Brücken zu sanieren. Französische Firmen können hier in großem Stil mitwirken.“

Zitat Lizzie Doron israelische Schriftstellerin DEU

Die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron sieht „die Ära der Ideologie“ bröckeln. Sie fordert: „Genug mit Kapitalismus, Kommunismus, Nationalismus, Rassismus und Religion.“ Die Menschen kämen aus unterschiedlichen Gründen „in den Schutzraum Deutschland. Sie wollen sicher und mit Mitgefühl leben. Dieser Sehnsuchtsort kann der Auftakt sein, Mauern zu durchbrechen.“

FILE PHOTO - Former Afghan president Karzai speaks during an interview in Kabul
Bild: Reuters/Omar Sobhani

Afghanistans ehemaliger Staatschef Hamid Karzai bezeichnet Deutschland als „zentralen Ankerpunkt in Europa“ – dank der stabilen Wirtschaft und des sozialen Zusammenhalts. In der Flüchtlingspolitik habe die Bundesrepublik international hohes Ansehen erworben.

Guy Verhofstadt, Fraktionschef der Liberalen im EU-Parlament und Chefunterhändler des EU-Parlaments für die Austrittsverhandlungen mit Großbritannien, warf der politischen Führung in Berlin vor, Deutschland sei „seit dem Fall der Mauer bequem geworden. Ich hoffe, dass es Führungsstärke und Mut beweist, um die EU nicht nur zu erhalten, sondern die europäische Integration voranzutreiben und damit die Zukunft der EU zu sichern.“ 

Prof. Fritz Breithaupt
Bild: privat

Der Kulturwissenschaftler Fritz Breithaupt bemüht in seinem Gastkommentar Goethes Faust, für den „Verweilen keine Option“ war. Breithaupt treibt in seinem Ausblick die Zukunft der Arbeit angesichts der Digitalisierung um. „Die großen Fragen bleiben offen: Wie werden wir in Zukunft leben? Als Freizeitmenschen oder als Arbeitgeber der Roboter? Als Träumer oder als Sinnstifter? Als Verteidiger unseres Wohlstands oder als Mitglieder der globalen Welt?“, schreibt er und orakelt: „Eine Welt jenseits von Angela Merkel traut sich keiner zu denken. Daher wird auch nach der Wahl wirklich alles bleiben, wie es nie war.“

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