Internationale Bestürzung nach Mord auf Cox
16. Juni 2016Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Anschlag auf die Labour-Politikerin Jo Cox in Großbritannien scharf verurteilt. Der Vorfall sei "schrecklich, dramatisch und unsere Gedanken sind bei den Menschen, die betroffen sind", sagte Merkel in Berlin. Die Tat bedürfe angesichts des möglichen Zusammenhangs mit dem EU-Referendum in einer Woche "dringendster Aufklärung". Mit Blick auf den Anschlag auf eine Schwulenbar in Orlando in den USA und auf französische Polizisten bei Paris sagte sie: "Wir haben in den letzten Tagen so viel Fürchterliches erlebt. Wir haben es im Augenblick mit einer sehr schwierigen Situation zu tun, die betroffen macht und die uns eigentlich alle mahnen sollte zu versuchen, dort, wo es politische Einigkeit gibt, politische Einigkeit auch zu demonstrieren."
Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker äußerte sich bestürzt über den tödlichen Angriff auf die britische Politikerin. "Der Tod von Jo Cox geht mir wirklich nahe", schrieb Reker auf Twitter. "Ausländerfeindliche Parolen münden unweigerlich in Gewalt. Wir alle tragen Verantwortung, dass es in Deutschland und Europa nie wieder so weit kommt." Reker war ebenfalls Opfer eines brutalen Angriffs. Sie wurde vor ihrer Wahl zur Kölner Oberbürgermeisterin niedergestochen. Der früher zur rechten Szene gehörende Angreifer verletzte sie lebensgefährlich. Der Täter sagte, er habe damit ein Zeichen gegen Rekers Flüchtlingspolitik setzen wollen.
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel erklärte: "Eine schreckliche Tat. Unser Beileid gilt ihren Freunden und Angehörigen." Die Linken-Chefin Katja Kipping sagte: "Eine schreckliche Tat und offenbar ein Mord aus Hass. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen von Jo Cox." Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter zeigte sich schockiert über Tod einer Brexit-Gegnerin und betonte: "Nationalismus und Spaltung führt zu unfassbarer Radikalisierung und Gewalt."
"Demokratisches Ideal" getroffen
Der in Kopenhagen weilende US-Außenminister John Kerry sprach von einem "Angriff gegen alle, denen Demokratie wichtig ist und die an sie glauben". Der französische Premierminister Manuel Valls äußerte sich "tief betrübt". "Unser demokratisches Ideal" sei getroffen, schrieb er auf Twitter. Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi sagte: "Dies ist ein schrecklicher Akt des Hasses, der einen Schatten auf unser aller Herzen wirft. Der Hass wird aber nicht die Oberhand gewinnen, weder in England noch anderswo."
Wegen des tödlichen Angriffs verschob der Internationale Währungsfonds in Washington eine Pressekonferenz zur Wirtschaftslage in Großbritannien.
kle/cw (afp, dpa, rtr)